Anhänger befreien Georgiens Ex-Präsident Saakaschwili aus Gefangenentransporter

Michail Saakaschwili wird aus dem Gefangenentransporter befreit.
Michail Saakaschwili wird aus dem Gefangenentransporter befreit.(c) AFP (SERGEI CHUZAVKOV)
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Der georgische Ex-Präsident und ukrainische Oppositionspolitiker war in Kiew wegen "Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung" festgenommen worden. Vor seinem Wohnhaus spielten sich dramatische Szenen ab.

Wenige Stunden nach seiner Festnahme in Kiew haben Demonstranten den georgischen Ex-Präsidenten und ukrainischen Oppositionellen Michail Saakaschwili aus einem Gefangenentransporter befreit. Der Geheimdienst SBU hatte zuvor die Festnahme in der ukrainischen Hauptstadt wegen "Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung" bestätigt. Saakaschwili drohen in der Ukraine bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Zunächst war der Politiker nach einer Hausdurchsuchung auf das Dach seines Wohnhauses geflohen. Dort drohte er nach Medienberichten damit, sich umzubringen. Ukrainische und russische Fernsehsender zeigten den georgischen Ex-Staatschef, wie er vom Dach des Apartmenthauses im Zentrum von Kiew zu seinen Anhängern sprach. Der Eingang zu dem Gebäude wurde von dutzenden bewaffneten Polizisten blockiert, nachdem Saakaschwili vom Dach herunter und in ein Polizeifahrzeug gebracht wurde.

Saakaschwili nach seiner Befreiung.
Saakaschwili nach seiner Befreiung.(c) Reuters

Die Ermittler zerrten Saakaschwili vom Dach und brachten ihn in den Gefangenenbus. Hunderte Anhänger blockierten jedoch die Straße, zerstachen die Reifen des Busses und warfen die Windschutzscheibe ein. Nach rund drei Stunden zogen die Demonstranten den 49-Jährigen aus dem Fahrzeug heraus. "Ich rufe dazu auf, auf die Straßen und die Plätze zu gehen und den Prozess der Befreiung von (Präsident Petro) Poroschenko und seiner Bande zu beginnen", rief Saakaschwili örtlichen Medien zufolge den Demonstranten zu. An einer Hand hatte der prowestliche Politiker noch eine Handschelle hängen.

Saakaschwili war nach seiner Zeit als georgischer Staatschef auf Einladung der Regierung in Kiew in die Ukraine gekommen, wo er zunächst Gouverneur der Region Odessa wurde. Es folgte dann aber ein Zerwürfnis mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko.

Saakaschwili, der sowohl die ukrainische als auch die georgische Staatsbürgerschaft verloren hat, will mit Demonstrationen die Amtsenthebung von Präsident Poroschenko erreichen. Die Proteste sollen von Politikern finanziert worden sein, die 2014 nach dem Sturz der Regierung nach Moskau geflohen waren. Aus Behördensicht unterstützte er damit Kriminelle.

Saakaschwili bei seiner Festnahme.
Saakaschwili bei seiner Festnahme.(c) Reuters

Saakaschwili ist staatenlos

Saakaschwili ist zur Zeit staatenlos. Ihm wurde im Juli während eines USA-Aufenthalts die vor zwei Jahren verliehene ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen, nachdem er sich mit dem Staatschef überworfen hatte.

In einer spektakulären Aktion war Saakaschwili im September gemeinsam mit Unterstützern in die Ukraine zurückgekehrt, indem sie zu Fuß die Grenze überwanden und Grenzschützer beiseite schoben. Saakaschwili hatte sich entschlossen gezeigt, die ukrainische Staatsbürgerschaft zurückzuerlangen und in die Politik zurückzukehren.

2015 hatte er bereits die Staatsangehörigkeit seines Heimatlandes verloren, weil er den ukrainischen Pass angenommen hatte. Saakaschwili droht bei einer erneuten Festnahme auch die Abschiebung nach Tiflis. Georgien hat wegen Ermittlungen zu Korruption und Amtsmissbrauch um eine Auslieferung gebeten.

(APA/dpa)

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