US-Kongress: Weiterhin keine Sanktionen gegen den Iran

US-Außenminister Tillerson bekräftigte die bestehende Mitgliedschaft der USA im Atom-Abkommen. EU-Außenbeauftragte Mogherini stellte sich unterdessen entschieden gegen die Haltung von US-Präsident Trump.

Der US-Kongress hat die im Rahmen des Atomabkommens mit dem Iran ausgesetzten Sanktionen vorerst weiter außer Kraft gelassen. Am Dienstag ließ der Kongress eine 60-Tage-Frist für die mögliche Wiederinkraftsetzung der Strafmaßnahmen tatenlos verstreichen. Dies bedeutet, dass sich am Status Quo bis auf Weiteres nichts ändert.

Die Frist war durch die Entscheidung von Präsident Donald Trump im Oktober in Gang gesetzt worden, dem 2015 geschlossenen Abkommen zur Begrenzung des iranischen Nuklearprogramms die erneute "Zertifizierung" zu verweigern. Diese Beglaubigung, dass sich Teheran an die vereinbarten Auflagen hält, wird per US-Gesetz alle 90 Tage vom Präsidenten verlangt.

Trump spielte Ball an Kongress

Trump verzichtete jedoch vorerst darauf, das Abkommen aufzukündigen. Stattdessen spielte er den Ball dem Kongress zu. Dieser hat damit die Aufgabe, mögliche Ergänzungen zu dem Abkommen zu prüfen sowie über die mögliche Wiederinkraftsetzung der vormals wegen des Atomprogramms verhängten Iran-Sanktionen zu entscheiden.

Laut Außenminister Rex Tillerson empfahl Trump dem Kongress aber keineswegs, diese Strafmaßnahmen neu zu verhängen. Dies könnte das Ende des Atomabkommens bedeuten. Stattdessen setzt Trump vorerst auf andere Strafmaßnahmen, die nicht direkt mit dem iranischen Nuklearprogramm zu tun haben.

Während der Kongress seine Prüfungen fortsetze, seien die USA weiter "in dem Abkommen drin" und setzten sich für dessen strikte Umsetzung ein, erklärte Tillerson am Dienstag.

Abkommen für Trump nicht ausreichend

Trump bewertet das Abkommen als nicht ausreichend, um den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern. Er wirft dem Iran zudem vor, sich nicht an den "Geist" der Vereinbarung zu halten, indem er eine "destabilisierende" Rolle im Nahen Osten spiele. Damit meint der US-Präsident die iranische Unterstützung für die libanesische Hisbollah und palästinensische Hamas sowie die iranischen Interventionen in den Bürgerkriegsländern Jemen und Syrien.

Trumps Kurs gegenüber dem Iran wird von den westlichen Partnern mit großer Sorge betrachtet. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel bezeichnete die Entscheidung des US-Präsidenten, dem Atomabkommen die Zertifizierung zu verweigern, als "schwieriges und gefährliches Signal". Das Abkommen habe gezeigt, dass es möglich sei, durch Verhandlungen die atomare Bewaffnung eines Landes zu verhindern. Deutschland hatte damals zu den sechs Staaten gehört, die mit dem Iran das Atom-Abkommen aushandelten.

Mogherini: "Zusagen werden eingehalten"

Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini äußerte sich am Dienstag zu dem Atomabkommen. Sie lehnt eine Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran entschieden ab. "Wir können uns zusätzliche Spannungen im Nahen Osten nicht erlauben und auch keine weitere nukleare Weiterverbreitung", sagte sie vor dem Europaparlament in Straßburg.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Deal zerschlagen wird, der funktioniert, dessen Zusagen eingehalten werden", sagte Mogherini hingegen. Es sei das stärkste Kontrollsystem vereinbart worden, das es überhaupt gebe. "Zwölf Jahre haben wir in extrem schwierigen Umständen verhandelt um dieses Ergebnis zu erreichen. Jetzt neu über dieses Abkommen oder über einen Teil davon zu verhandeln, ist im Moment keine Option." Es gebe durchaus noch Probleme, doch sei dies kein Grund, das Abkommen aufzukündigen.

Die Außenbeauftragte verwies darauf, dass der Iran weiterhin Millionen von afghanischen Flüchtlingen aufnehme. Der Handel mit dem Iran sei nach dem Wegfall der meisten Sanktionen um 94 Prozent angestiegen. Die Ölexporte seien wieder so groß wie früher, das Wirtschaftswachstum liege bei 55 Prozent. Es gebe in der Bevölkerung große Erwartungen an die EU. Der spanische Grünen-Abgeordnete Jordi Sole kritisierte, dass seit Beginn der Verhandlungen rund 3.000 Menschen im Iran hingerichtet worden seien. Die EU kümmere sich nicht mehr um die Grundrechte: "Sie sprechen nur noch über das Geschäft."

(APA/dpa)

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