Pilger kommt nach monatelanger Haft in der Türkei frei

David Britsch wurde an der syrisch-türkischen Grenze verhaftet - ohne zu wissen warum.
David Britsch wurde an der syrisch-türkischen Grenze verhaftet - ohne zu wissen warum.APA/AFP/dpa/JENS BUTTNER
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Er wollte zu Fuß nach Jerusalem pilgern, doch die Reise endete in einem türkischen Gefängnis. Neun Monate nach seiner Festnahme ist der 55-Jährige Deutsche nun frei.

Ein 55 Jahre alter Deutscher ist nach fast neun Monaten türkischer Haft ohne Angabe von Gründen, überraschend freigelassen worden. Der Mann, David Britsch, zeigte sich nach seiner Heimkehr erleichtert, übte aber gleichzeitig scharfe Kritik am Vorgehen der türkischen Behörden. Er sei wohl eine Art Geisel des türkischen Staates gewesen, sagte er am Freitag im nordostdeutschen Schwerin.

Er habe für seine mehrmonatige Pilgerreise zu Fuß von Deutschland bis nach Jerusalem mit Schwierigkeiten gerechnet, sagte Britsch: "Aber nicht damit, dass ein NATO-Partner und EU-Beitrittskandidat so konsequent die Rechtsstaatlichkeit mit Füßen tritt." Rechtlicher Beistand sei ihm lange verwehrt und bis zum Schluss auch kein Grund für seine Inhaftierung genannt worden. Zudem setze auch das türkische Recht für Abschiebehaft eine Frist von maximal sechs Monaten.

Pilgerreise endete an türkisch-syrischer Grenze

Der aus Süddeutschland stammende Pädagoge und Mediator war nach eigenen Angaben am 21. November 2016 zu Fuß von seinem Wohnort Schwerin zu der Pilgerreise aufgebrochen. Anfang April endete diese aber abrupt an der türkisch-syrischen Grenze. In der südtürkischen Stadt Antakya wurde Britsch festgenommen und später in das Abschiebegefängnis in Askale im Nordosten gebracht, wo er bis zum Donnerstag einsaß.

"Ich bin ein unbescholtener Bürger, der sich weder in Deutschland noch in der Türkei jemals etwas zuschulden hat kommen lassen", betonte Britsch. Als Grund vermutet er die Spannungen zwischen Berlin und Ankara seit dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016. "Erdogan hat ja ziemlich deutlich gesagt, dass er da ein Gegengewicht schaffen will." Deshalb seien mehrere Deutsche festgenommen worden.

Zeichen der Entspannung

Seine Freilassung war die zweite eines Deutschen in der Türkei in dieser Woche. Erst am Montag war die Journalistin Mesale Tolu nach siebenmonatiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Trotzdem sitzen nach Regierungsangaben noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der Korrespondent der Zeitung "Die Welt", Deniz Yücel.

Außenminister Gabriel äußerte sich positiv über die Freilassung. "Entscheidungen wie diese machen Hoffnung darauf, dass wir Schritt für Schritt Vertrauen wieder aufbauen und das bilaterale Verhältnis entkrampfen können." Mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu habe er vereinbart, die gemeinsamen Gespräche fortzusetzen.

(APA/dpa)

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