Mit dem Einzug des Patriarchatsleiters Pierbattista Pizzaballa haben die Weihnachtsfeiern in Bethlehem begonnen. In den engen Gassen der Altstadt Jerusalems war das Gedränge nicht so dicht wie gewohnt - "das ist der Trump-Effekt".
Tausende von Christen aus aller Welt haben am Sonntag im Heiligen Land Weihnachten gefeiert. In Bethlehem traf am frühen Nachmittag die traditionelle Weihnachtsprozession ein, die von Jerusalem aus aufgebrochen war. Die Feiern werden in diesem Jahr überschattet von der Krise um die umstrittene Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA.
In der Altstadt waren am Sonntag viele bewaffnete Sicherheitskräfte unterwegs. An der Spitze der Prozession fuhr ein als Weihnachtsmann verkleideter Mann - als Beifahrer eines Motorrads. Der rot-weiß gekleidete Santa mit langem Rauschebart verteilte vorher am Jaffa-Tor in Jerusalem Süßigkeiten an Kinder und ließ sich mit begeisterten Touristen fotografieren. Sie sangen gemeinsam Weihnachtslieder. "Ho, ho, ho", rief der Weihnachtsmann immer wieder, während die Besucher klatschten und lachten.
In Bethlehem, dem kleinen Ort im Westjordanland, werden über die Feiertage rund 10.000 Besucher erwartet. Das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, führte die Prozession an. Der Norditaliener Pizzaballa schüttelte viele Hände. Angeführt wurde der Prozessionszug von rund einem Dutzend Pfadfindergruppen und Musikkorps. Mit klassischen Blasinstrumenten, aber auch mit Dudelsack intonierten sie Weihnachtslieder wie "Adeste Fideles" und "Gloria". Wie in den vergangenen Jahren galten entlang der Wegstrecke scharfe Sicherheitsvorkehrungen.
Einen längeren Stopp gab es für die Prozession auf dem überfüllten Krippenplatz vor der Geburtskirche. In der Mitte des Platzes, auf dem die Päpste bei ihren Heilig-Land-Besuchen eine Messe unter freiem Himmel gefeiert hatten, war einer großer Weihnachtsbaum mit goldenen und roten Verzierungen aufgestellt.
Pizzaballa wollte später auch die Mitternachtsmesse in der St. Katharinenkirche neben der Geburtskirche in Bethlehem zelebrieren. Sie steht an der Stelle, die als Geburtsort Jesu verehrt wird. In den engen Gassen der Altstadt Jerusalems waren am Sonntag einige Touristen zu sehen, es war allerdings nicht dicht gedrängt. Ein palästinensischer Händler, der christliche Andenken verkauft, beschwerte sich über schlechte Geschäfte in den letzten Wochen. "Das ist der Trump-Effekt", schimpfte er.
US-Präsident Donald Trump hatte am 6. Dezember im Alleingang Jerusalem als israelische Hauptstadt anerkannt. Die Palästinenser reagierten mit heftigen Protesten - bei Unruhen und israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind bisher zwölf Palästinenser getötet und hunderte verletzt worden.
(APA/dpa)