600 Migranten stürmten spanische Nordafrika-Exklave Ceuta

Migranten aus Afrika feiern das Überwinden der Grenze zu Spanien in der Enklave Ceuta.
Migranten aus Afrika feiern das Überwinden der Grenze zu Spanien in der Enklave Ceuta.REUTERS
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Beamte in Ceuta wurden mit Flammenwerfern und Branntkalk attackiert. Die Migranten seien so "brutal wie noch nie" vorgegangen. Seit Italien Ankünfte erschwert, gerät Spanien mehr in den Fokus.

Hunderte Flüchtlinge sind am Donnerstag gewaltsam in die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta gelangt. Zwischen 450 und 600 Migranten hätten am frühen Morgen die gut sechs Meter hohen doppelten Grenzzäune überwinden können, berichteten spanische Medien übereinstimmend unter Berufung auf die Polizei.

Die Migranten hätten die Beamten unter anderem mit selbstgebauten Flammenwerfern und mit Branntkalk, der beim Kontakt mit der Haut gefährliche Verätzungen verursache, attackiert. Es habe sich um den größten Ansturm der vergangenen Jahre auf die Enklave an der Straße von Gibraltar gehandelt.

Dabei seien die Migranten so "brutal wie noch nie zuvor" vorgegangen, wurde ein Polizeisprecher von der Nachrichtenagentur Europa Press zitiert. Vier Beamte der Guardia Civil (Zivilgarde) und elf Migranten seien in ein Krankenhaus in Ceuta gebracht worden, hieß es.

Vier Beamte und elf Migranten mussten mit Verbrennungen, Verätzungen, Schnittwunden oder Knochenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach Angaben vom Roten Kreuz wurden insgesamt aber 132 Personen verletzt.

Obwohl die spanische und marokkanische Polizei zahlreiche Migranten am Grenzübergang hindern konnten, erreichten rund 600 Flüchtlinge laut einem Rot-Kreuz-Sprecher die spanische Nordafrika-Exklave. Wo die Migranten untergebracht werden können, weiß man noch nicht. Das temporale Auffanglager (CETI) hat bereits seine maximale Aufnahmekapazität um fast 30 Prozent überschritten. Das Problem: Normalweise werden die Migranten aus der Kleinstadt schnell in größere Aufnahmelager nach Andalusien aufs spanische Festland gebracht.

Doch das ist derzeit kaum möglich. Auch hier sind die Migranten-Aufnahmezentren nach einem seit Wochen anhaltenden Flüchtlingssturm vollkommen überlastet. Am Montag mussten 200 Bootsflüchtlinge sogar auf dem Rettungsboot der spanischen Küstenwache im Hafen von Algeciras übernachten, weil es keine verfügbaren Plätze mehr für sie in den Aufnahmezentren gab. "Wir haben in den vergangenen Tagen bereits drei neue Zentren in Andalusien aufgemacht, um alle Migranten unterzubringen zu können", erklärte Andalusiens Rot-Kreuz-Sprecher Miguel Domingo der APA die "alarmierende Situation".

Erst vor wenigen Tagen hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitgeteilt, dass Spanien zum neuen Haupt-Zufluchtsort illegaler Migranten geworden sei. Bis Mitte Juli kamen demnach rund 18.000 Männer, Frauen und Kinder über die westliche Mittelmeer-Route in Europa an. Die Zahl der Flüchtlinge auf dieser Route habe sich 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht und übertreffe bereits die Ankünfte in Italien und Griechenland.

Spanien verfügt in Nordafrika über zwei Exklaven, die beide von Marokko beansprucht werden: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. In der Nähe der beiden Gebiete harren Zehntausende notleidende Afrikaner vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Gelegenheit, in die EU zu gelangen. Seitdem Italien die Küsten dicht macht, ist Spaniens ein neues Hauptziel der Migranten.

Trotz des derzeitigen Flüchtlingsansturms hält Sanchez an einer "gemeinsamen, verantwortungsvollen, aber auch humaneren Flüchtlings-und Asylpolitik" in Europa fest, wie er vergangene Woche bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Madrid erneut unterstrich.

(APA/Manuel Mayer/dpa)

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