Afghanistan: Anschlag auf Flüchtlingsamt in Jalalabad

APA/AFP/NOORULLAH SHIRZADA
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In der ostafghanischen Stadt stürmen bewaffnete Angreifer ein Regierungsgebäude, verletzen mindestens elf Menschen und nehmen Geiseln.

Afghanistan ist am Dienstag erneut von einer Reihe von Anschlägen erschüttert worden: In der ostafghanischen Provinzhauptstadt Jalalabad stürmten bewaffnete Angreifer ein Regierungsgebäude und nahmen andere als Geiseln. Es gibt mindestens 15 Tote und 15 Verletzte. Bei einem weiteren Anschlag im Westen Afghanistans wurden nach Behördenangaben mindestens elf Menschen getötet und weitere 31 verletzt, als ein Sprengsatz einen Reisebus traf.

Ein Sprecher der Provinzregierung von Nangarhar sagte, es habe mindestens zwei Explosionen gegeben, bevor die Angreifer auf das Gelände des Amts für Flüchtlingsangelegenheiten in Jalalabad vorgedrungen seien. In der Nähe des Gebäudes befinden sich auch die Büros zahlreicher internationaler Organisationen.

Vor dem Anschlag hätten sich Vertreter ausländischer Organisationen sowie ausländische Geber in dem Gebäude mit Behördenmitarbeitern getroffen, sagte der Sprecher Attaulla Khogiani. Eine "große Anzahl" von Mitarbeitern sei gerettet worden, aber es sei unklar, wie viele Menschen sich noch im Inneren befänden. Sicherheitskräfte hätten Stellung bezogen, "um die Terroristen zu töten und die in dem Gebäude festsitzenden Menschen zu befreien". Ein Mitglied des Provinzrats sagte, die Angreifer hätten Geiseln genommen. Deren genaue Zahl sei nicht bekannt.

Terrorwelle des IS

Nach Angaben des Sprechers der Provinzregierung waren alle Mitarbeiter von Partnerorganisationen, die in dem Flüchtlingsamt bei dem Treffen waren, Afghanen. Khogiani versicherte, dass diese ebenso wie der Direktor des Flüchtlingsamts gerettet worden seien. Für andere in dem Gebäude gehe die Rettungsaktion weiter.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein schwarzes Auto habe drei bewaffnete Männer am Eingangstor des Flüchtlingsamtes abgesetzt. "Einer der Männer sprengte sich in die Luft und die zwei anderen drangen ins Gebäude ein." Ein AFP-Reporter berichtete von Schüssen.

Auf Fotos in sozialen Medien war zu sehen, wie dicke schwarze Rauchschwaden über dem Gebäudekomplex aufstiegen. In einer WhatsApp an Journalisten erklärten die islamistischen Talibankämpfer, dass sie mit dem Angriff nichts zu tun hätten.

Jalalabad ist in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Anschlägen geworden, bei denen dutzende Menschen getötet wurden. Meist war die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) dafür verantwortlich. Zuletzt hatten Bewaffnete am Samstag ein Ausbildungszentrum für Hebammen in der Provinzhauptstadt angegriffen und dabei mindestens drei Menschen getötet.

Taliban verüben Anschlag auf Bus

Der Anschlag im Westen Afghanistans traf am Dienstag einen Bus, der von der Provinzhauptstadt Herat unterwegs nach Kabul war. Die Taliban hätten die Bombe platziert, um Sicherheitskräfte zu treffen, sie habe aber einen Reisebus erwischt, sagte ein Polizeisprecher der westafghanischen Provinz Farah. Die Opfer - Mitglieder der schiitischen Hazara-Minderheit - waren demnach größtenteils Frauen und Kinder.

Am Montagabend nahmen bewaffnete Männer nach Behördenangaben im Osten des Landes 22 Insassen eines Busses als Geiseln. Der Bus war in der Provinz Paktia in die Haupstadt Kabul unterwegs. Der Polizeichef der Provinz machte die Taliban für die Geiselnahme verantwortlich und kündigte eine "Befreiungsaktion" an.

Nach Angaben der UN-Mission in Afghanistan (Unama) von Mitte Juli erreichte die Zahl der zivilen Opfer in dem Land durch Kämpfe und Anschläge im ersten Halbjahr 2018 einen neuen Höchststand. 1692 Zivilisten seien in den ersten sechs Monaten dieses Jahres getötet worden - ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Weitere 3430 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt, etwas weniger als im Vorjahreszeitraum.

(APA/AFP)

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