Slowakischer Präsident weilte zum Prager-Frühling-Jahrestag im Urlaub

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BELGIUM-NATO-DEFENCE-POLITICS-SUMMITAPA/AFP/POOL/TATYANA ZENKOVICH
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Der parteilose Staatschef war am Jahrestag nicht einmal in der Slowakei. Dafür steht er jetzt im Mittelpunkt der Kritik.

Die Ereignisse rund um den 50. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings haben jetzt auch in der Slowakei für Aufsehen gesorgt. Zur Zielscheibe der Kritik wurde der parteilose Staatschef Andrej Kiska. Anstatt an den Gedenkveranstaltungen in seiner Heimat teilzunehmen, hatte dieser einen Spanien-Urlaub mit seiner Familie vorgezogen, berichtete am Donnerstag die slowakische Tageszeitung Pravda.

Demnach gedachten alle Spitzenpolitiker des Landes des halben Jahrhunderts seit Beginn der Besatzung der damaligen Tschechoslowakei durch Warschauer Pakt Truppen am 21. August - mit Ausnahme des Präsidenten. Der 55-Jährige hatte zwar einen Auftritt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wie sich später aber herausstellte, war er am Jahrestag nicht einmal in der Slowakei.

Gesendet wurde nur eine in Voraus aufgenommene Rede, für Kiska war seine Familie wichtiger. Der Zeitpunkt, an dem die Aufnahme entstanden ist, sei nicht näher bekannt. Ebenso wollte der Präsidentenpalast nicht konkretisieren, wann Kiska das Land verlassen hatte.

Ähnliche Situation bei Kuciak-Mord

Nur zwei Tage zuvor hatte der slowakische Präsident viel Anerkennung vor allem aus dem Nachbarland Tschechien bekommen. Da der als russlandfreundlich geltende tschechische Staatschef Milos Zeman einen öffentlichen Auftritt verweigert hatte, wurde in einem als ungewöhnlich bezeichneten Schritt auch im dortigen öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Rede von Kiska gesendet. "Heute spreche ich sie von Sliac aus an. Von einem Ort, von dem aus nach 23 langen Jahren die letzten fremden Soldaten wieder abgezogen sind. Hinterlassen hatten sie ein zerstörtes Land, zertrümmerte Wohnungen und vor allem niedergeschlagene Hoffnungen auf Veränderungen im Jahr 1968", erklärte dabei Kiska. Sliac ist ein Militärflughafen in der Mittelslowakei.

Medienberichten nach handelte es sich dabei nicht um den ersten derartigen Fehltritt des Präsidenten. Als der Mord am Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova bekannt wurde, war der Präsident gerade auf Ski-Urlaub in Österreich. Und unterbrach diesen trotz heftiger Kritik in seiner Heimat nicht. Erst eine Woche später reiste er zurück und äußerte sich.

Diesmal sei der Fehltritt des Präsidenten noch deutlicher, kritisierte der Politikwissenschaftler Jan Baranek. Anders als bei einem Verbrechen war wohl genügend lang bekannt, wann der 50. Jahrestag der Besatzung der Tschechoslowakei sein wird.

(APA)

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