Trotz weiterer Flüchtlingstragödie bleiben für Salvini "Häfen geschlossen"

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The Minister of the Interior Matteo Salvini in Afragola a town in the province of Campania on a vimago/Independent Photo Agency
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Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer kamen am Samstag mindestens 56 Menschen ums Leben. Italiens Innenminister attackiert daraufhin NGOs scharf.

Nach den jüngsten Schiffsunglücken mit Dutzenden toten Flüchtlingen im Mittelmeer, bei denen mindestens 56 Menschen ums Leben gekommen sind, bleibt der italienische Innenminister Matteo Salvini hart. Italien werde Rettungsschiffen mit Migranten an Bord nicht seine Tore öffnen.

"Die NGO-Schiffe sind wieder im Mittelmeer unterwegs, die Schlepper beginnen wieder mit ihren schmutzigen Geschäften und die Menschen sterben wieder", schrieb Salvini auf Facebook. Er betonte, dass die 47 Migranten, die von der deutschen NGO Sea Watch gerettet wurden, nicht in Italien landen werden. "Die NGOs können es vergessen, in Italien zu landen. Das Schiff kann eine lange Runde machen und die Migranten nach Hamburg bringen", so Salvini.

Der Innenminister erntete dabei viel Kritik von Linksparteien. Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, der auf eine offene Einwanderungspolitik drängt, meinte, die Regierung in Italien habe hunderte Migranten auf dem Gewissen. "Dieses Blutbad im Mittelmeer hält an. Salvini sage ich: Wird es zu einem zweiten Nürnberg-Prozess wegen den Toten im Mittelmeer kommen, wird er nicht sagen können, dass er nicht wusste, was sich dort abspielte", so Orlando.

Zwei Bootsunglücke am Samstag

Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer sind mindestens 56 Menschen ums Leben gekommen, 117 Menschen wurden vermisst. Auf einem vor Libyen in Seenot geratenen Schlauchboot seien nach Angaben von drei Überlebenden ursprünglich 120 Menschen gewesen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit.

Die italienische Marine hatte die drei Überlebenden sowie drei Leichen geborgen. Bei einem anderen Bootsunglück zwischen Marokko und Spanien starben laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR 53 Menschen.

Die vor der libyschen Küste Geretteten wurden mit Unterkühlung in ein Krankenhaus auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa gebracht. Sie seien traumatisiert und stünden unter Schock, erklärte die IOM. Sie gaben demnach an, etwa drei Stunden im Meer getrieben zu sein, bevor sie gerettet wurden. Ihren Schilderungen zufolge saßen an Bord des Schlauchboots 120 Menschen aus Nigeria, Kamerun, Gambia, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und dem Sudan, wie die IOM weiter mitteilte. 117 Menschen, darunter zehn Frauen und ein zehn Monate altes Baby, würden deshalb noch vermisst.

UNHCR: Zahl nicht verifiziert

"Wir dürfen nicht zulassen, dass die Tragödie auf dem Mittelmeer weitergeht", erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Laut UNHCR kamen beim Untergang eines anderen Bootes im Alboran-Meer, dem westlichen Teil des Mittelmeers zwischen Spanien und Marokko, 53 Menschen ums Leben. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat wies zugleich darauf hin, dass es die Zahl der Opfer der beiden Bootsunglücke nicht verifizieren könne.

An Stränden nahe der libyschen Hafenstadt Sirte wurden zwischen dem 2. und 15. Jänner unterdessen 16 Leichen gefunden, wie ein Sprecher der Hilfsorganisation Roter Halbmond am Samstag sagte. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vom Freitag sind in diesem Jahr schon mindestens 83 Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.

(APA)

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