Der Iran hatte zuvor eine US-Drohne abgeschossen. US-Präsident Trump ortete einen „sehr großen Fehler“. In Washington wird befürchtet, man könnte in einen Krieg „stolpern“.
Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran spitzt sich weiter zu. Die iranischen Revolutionsgarden hätten eine "amerikanische Spionage-Drohne" über der südiranischen Küstenprovinz Hormusgan abgeschossen, berichtete das iranische Staatsfernsehen. Denn: Das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt. Im iranischen Fernsehen warnten die Revolutionsgarden später vor jeglicher Aggression gegen Teheran, der Abschuss der Drohne sei ein entsprechendes Zeichen. „Das war eine klare und konsequente Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen“, sagte der Chef der Revolutionsgarden, Hussein Salami.
Die US-Armee bestätigte den Abschuss, dementierte aber iranische Angaben, wonach das unbemannte Flugzeug in den iranischen Luftraum eingedrungen war. Tatsache sei vielmehr, dass sich die US-Aufklärungsdrohne „in internationalem Luftraum" über der Straße von Hormus befunden habe, wurde in Washington betont. Drastischer meldete sich US-Präsident Donald Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort: „Der Iran hat einen sehr großen Fehler gemacht!“
Es sei „wissenschaftlich dokumentiert", dass eine Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei, meinte Trump weiter. Wie die Vereinigten Staaten nun vorgehen wollten? „Das werden Sie bald herausfinden", sagte der US-Präsident in der Nacht auf Freitag im Weißen Haus.
Mit einem Krieg, wie ihn etwa die oppositionellen US-Demokraten befürchtet hatten („Der Präsident hat wohl nicht vor, in den Krieg zu ziehen, aber wir sind besorgt, dass er und die Regierung in einen Krieg hineinstolpern könnten", meinte etwa Fraktionschef Chuck Schumer), wohl er nicht. Darauf lässt zumindest ein Freitagfrüh erschienener Bericht der „New York Times“ schließen. Darin heißt es: Trump habe nach dem Drohnenabschuss einen Vergeltungsangriff auf den Iran autorisiert, diesen aber in letzter Sekunde abgeblasen. Das bestätigte er Freitagfrüh (Ortszeit) per Twitter nach eigener Aussage: „Zehn Minuten vor dem Angriff habe ich ihn gestoppt.“ Es sei nicht verhältnismäßig, wenn geschätzte 150 Menschen für den Abschuss einer Drohne sterben müssten.
„NYT": Flugzeuge waren in der Luft
Die Flugzeuge seien bereits in der Luft gewesen und die Schiffe in Abschussposition, als der Befehl zum Innehalten gekommen sei, berichtete die Zeitung. Trump habe Angriffe auf einige Ziele wie Radarstationen oder Raketenbatterien erlaubt, hieß es unter Berufung auf nicht näher genannte Regierungsvertreter. Es sei unklar, ob die Angriffe möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt doch stattfinden könnten.
Weshalb es zu dem Abbruch kam, sei ebenfalls nicht restlos geklärt. Allerdings, so heißt es in der „New York Times", habe es am Donnerstag heftige Diskussionen im Weißen Haus zwischen dem Präsidenten, seinen höchsten Sicherheitsberatern und Kongressspitzen gegeben.
Vorwarnung via Oman?
Aus iranischen Regierungskreisen verlautete unterdessen, man habe über den Oman eine Vorwarnung der USA über einen bevorstehenden Angriff des US-Militärs erhalten. Trump habe demzufolge mitgeteilt, er wolle keinen Krieg sondern Gespräche, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters und bezog sich dabei auf einen namentlich nicht genannten Insider aus Teheran. Dafür habe Trump der Islamischen Republik eine kurze Frist gesetzt.
Ein zweiter Involvierter sagte Reuters zufolge, der Iran habe darauf ebenfalls via Oman geantwortet, das geistliche und staatliche Oberhaupt der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, sei gegen jede Art von Gesprächen mit den USA.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Erst am Montag hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um US-Truppen und nationale Interessen der USA in der Region zu schützen. Bereits Ende Mai hatten die USA ihre Truppen im Nahen Osten wegen der "anhaltenden Bedrohung" durch iranische Kräfte um 1500 Soldaten verstärkt.
Der Iran hatte wiederum am Montag angekündigt, dass er bereits am Donnerstag kommender Woche eine im internationalen Atomabkommen mit dem Land festgelegte Obergrenze für Vorräte mit niedrig angereichertem Uran überschreiten werde. Zudem erklärte die Islamische Republik, umgehend bereit zu sein, auch das Anreicherungslimit von 3,67 Prozent zu brechen. Für Atombomben ist allerdings ein Anreicherungsgrad von 90 Prozent notwendig, wovon der Iran derzeit weit entfernt ist.
>>> Bericht der „New York Times“
(APA/Reuters/dpa/Red.)