Frankreichs Umweltminister tritt wegen "Hummer-Affäre" zurück

APA/AFP/ALAIN JOCARD
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De Rugy soll Festgelage mit Hummern, Champagner und teurem Wein aus öffentlichen Mitteln veranstaltet haben. Er sei Opfer einer „medialen Lynchjustiz“ geworden, meint er.

Nach nur gut zehn Monaten im Amt ist Frankreichs Umweltminister François de Rugy über eine "Hummer-Affäre" gestürzt. Präsident Emmanuel Macron nahm den Rücktritt des 45-Jährigen am Dienstag an, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte. Medienberichten zufolge hatte de Rugy auf Staatskosten Festgelage gegeben und seine Wohnung renovieren lassen.

De Rugy selbst sieht sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz" und bestreitet die Vorwürfe. Macrons erklärte, er akzeptiere die "persönliche Entscheidung" seines Umweltministers. Die Regierung betonte, sie habe bisher "keine Hinweise auf Regelverstöße" durch de Rugy. Sie hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe vergangene Woche eine Untersuchung eingeleitet und angekündigt, er müsse womöglich veruntreute Gelder zurückzahlen.

Nach einem Bericht der Online-Zeitung "Mediapart" gab de Rugy als Unterhaus-Vorsitzender bis Juni 2018 rund zehn Abendessen, bei denen neben Hummer und Champagner auch teure Weine gereicht wurden. Die Gäste sollen größtenteils aus dem Umfeld von de Rugys Frau Séverine gestammt haben, die Journalistin bei dem Magazin "Gala" ist.

Zudem soll der zurückgetretene Minister die Renovierung seiner Dienstwohnung aus öffentlichen Mitteln bezahlt haben. Zuletzt berichtete "Mediapart", de Rugy miete trotz seiner hohen Besoldung eine Sozialwohnung in der Provinz. Wegen ähnlicher Vorwürfe hatte der Umweltminister vergangene Woche seine Kabinettschefin entlassen.

De Rugy kündigte Klage an

De Rugy kündigte eine Verleumdungsklage gegen "Mediapart" an. Die Online-Plattform zeigte sich gelassen: Sie erklärte, sie habe nur ihre journalistische Arbeit gemacht. "Information ist stärker als Kommunikation" von Politikern, betonte der Investigativjournalist Fabrice Arfi.

Für Präsident Macron ist der Rücktritt ein Dämpfer: Erst vor knapp einem Jahr hatte de Rugys beliebter Vorgänger Nicolas Hulot sein Amt als Umweltminister aufgegeben. Der frühere Fernsehmoderator begründete dies mit dem mangelnden Engagement der Regierung für den Klima- und Umweltschutz. Mit de Rugy geht bereits der achte Minister in Macrons erst gut zweijähriger Amtszeit.

Macron fordert von seinen Kabinettsmitgliedern ein vorbildliches Verhalten. Er hatte als eine seiner ersten Amtshandlungen ein Gesetz für mehr Anstand in der Politik verabschieden lassen.

(APA/AFP)

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