Nur knapp mehr als ein Jahr bleibt ab Montag Zeit, die Briten von der EU zu scheiden und ein neues Verhältnis zu vereinbaren. Für die Europäer geht es vor allem darum, sich nicht erpressbar zu machen.
Brüssel. 362 Tage nach der Abstimmung der Briten über ihren Austritt aus der Europäischen Union beginnen am Montag in Brüssel die Verhandlungen darüber, wie das vonstattengehen soll. Wenn sich die Chefverhandler Michel Barnier und David Davis samt ihren Mitarbeiterstäben um 11 Uhr in einem Konferenzraum im Berlaymont-Gebäude der Kommission zusammensetzen, wird vor allem die europäische Delegation Barniers eine Devise als Handlungsmaxime im Kopf behalten müssen: Nicht gegen die Briten, sondern mit ihnen verhandeln.
Das wird bei manchen Vertretern der europäischen Seite einige innerliche Überwindung erfordern, denn der Zorn über die jahrelange europafeindliche Politik der konservativen britischen Regierungen ist groß. „Wer verbrannte Erde will, kann nicht nachher auf Handelsebene so tun, als wäre man beste Freunde“, drohte ein hoher Entscheidungsträger in einer Brüsseler Institution unlängst angesichts des Wunsches von Premierministerin Theresa May, auf der Stelle ein Freihandelsabkommen zu verhandeln.