Saudiarabien: Autofahrende Frauen festgenommen

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"Women2Drive" wollte gegen das saudische Fahrverbot für Frauen mobilisieren. Es gab mindestens 14 Verhaftungen.

Die saudiarabischen Behörden haben am Wochenende mindestens 14 Frauen festgenommen, die in dem streng konservativen Königreich verbotenerweise Autos gesteuert hatten. Diese und weitere Frauen waren einem Aufruf der Frauenrechtskampagne „Women2Drive“ gegen das Fahrverbot für Frauen gefolgt. Die Behörden hatten im Vorfeld ein hartes Durchgreifen angekündigt.

Die Festnahmen erfolgten in Riad, Jeddah, Mekka und der Ostprovinz, schrieb die Zeitung „Al-Madina“ am Sonntag. In Riad mussten fünf Frauen aufs Polizeirevier, unter ihnen eine Ägypterin. Einige Aktionistinnen ließen sich beim Autofahren filmen und stellten die Clips ins Internet, auf YouTube etwa erschien ein Dutzend derartiger Kurzfilme.

Religiöse für Durchgreifen

Saudiarabien ist das einzige Land, in dem Frauen grundsätzlich nicht Auto fahren dürfen, was auch für Ausländerinnen und für Bürgerinnen gilt, die im Ausland einen Führerschein erworben haben. Vorigen Dienstag hatten sich rund 150 männliche Religionsgelehrte vor dem Sommerpalast von König Abdullah in Jeddah eingefunden, um ein hartes Vorgehen gegen die aufmüpfigen Frauen zu fordern.

In dem Ölstaat ist eine besonders dogmatische Variante des sunnitischen Islams, der Wahhabismus, Staatsreligion. Ihm zufolge ist es um den rechtlichen Status von Frauen schlecht bestellt: Jede Saudi-Frau hat einen männlichen Vormund. Ohne seine Einwilligung kann sie weder studieren noch arbeiten oder reisen, sie kann nicht einmal ein Mobiltelefon anmelden. Bei unverheirateten Frauen ist der Vormund meist der Vater, in Ausnahmefällen ein Bruder oder ein anderer Verwandter. Nach der Heirat geht diese Aufgabe an den Ehemann über, der bis zu vier Ehefrauen gleichzeitig haben darf.

In der Öffentlichkeit müssen Frauen ein weites, schwarzes Gewand und ein gleichfarbiges Kopftuch tragen. Sie dürfen nur in Bereichen arbeiten, in denen sie nicht mit Männern in Kontakt kommen. Ausgenommen von dieser Regel sind einzig die Krankenhäuser.

König Abdullah entsandte im Vorjahr erstmals Frauen in den Shura-Rat, ein beratendes Gremium. Auch kündigte er an, Frauen dürften 2015 an Gemeindewahlen teilnehmen. Zwar dürfen Frauen seit mehreren Jahren studieren, doch können sie im Inland mit ihren Diplomen oft wenig anfangen, da sie nur wenige Berufe ausüben dürfen. Es gibt etwa weder Richterinnen noch Polizistinnen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2013)

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