Saudiarabien: Großmufti verbietet Schachspiel

Schachspiel
SchachspielRalf Hirschberger
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Schach sei unislamisch und halte die Gläubigen von ihren Gebeten ab. So die Begründung des Großmuftis des Landes, das beliebte Spiel verbieten zu wollen.

Als das "Werk Satans" bezeichnete der führende Geistliche Saudiarabiens Scheich Abd al Aziz Al Sheikh das Schachspiel. Im Rahmen einer Fernsehsendung gab er das Verbot bekannt. Al Sheikh ist neben seiner Funktion als Großmufti auch als Präsident der Religionspolizei in Saudiarabien im Einsatz.

Anlass für hitzige Debatten über das bereits im Dezember ausgesprochene Schach-Verbot ist das am Freitag in Mekka stattfindende Schachturnier. Mekka gilt als die heiligste Stadt im Islam und das nun bevorstehende Schachturnier sorgt für Aufregung. Die Veranstalter lassen sich jedoch durch die Verordnung nicht beirren, sie wollen wie geplant gemeinsam Schach spielen.

Unislamisch: Alkohol, Barbiepuppen, Schach

Als Gründe für das plötzliche Verbot gibt der Großmufti an, dass das Spiel eine Zeitverschwendung und mit Alkohol und Glücksspiel gleichzusetzen sei. Beides verbietet der Islam. Die Verordnung des Geistlichen ist jedoch nicht geltendes Gesetz in Saudiarabien, sondern wurde per Fatwa erlassen. Es dient den Gläubigern also lediglich als Richtschnur. Ob die Regierung das Verbot durchsetze, sei fraglich, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Der Großmufti warnt außerdem vor dem hohen Suchtpotential des Schachspiels. "Es ist eine Verschwendung von Zeit und Geld und verursacht Rivalität und Feindschaft", warnt der Geistliche. Das Schachspiel gilt jedoch gemeinhin als beliebtes Spiel unter Muslimen und hat darüberhinaus eine lange Tradition. Seit 1400 Jahren spielen Muslime Schach.

In der Vergangenheit erließ der oberste Mufti Saudiarabiens bereits zahlreiche Verbote, denen die Muslime des Landes Folge leisten mussten. Zu den skurrilsten Anweisungen gehörten das Verbot von Barbiepuppen, da sie unverschleiert seien, sowie von Pokémonspielkarten und Aprilscherzen, da ein Muslim, niemals lügen sollte, auch nicht zum Spaß.

>>> Zum "FAZ"-Bericht

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