Weltall: Chinas Griff nach den Sternen

Chinese astronauts Jing Haipeng and Chen Dong wave in front of a Chinese national flag before the launch of  Shenzhou-11 manned spacecraft, in Jiuquan
Chinese astronauts Jing Haipeng and Chen Dong wave in front of a Chinese national flag before the launch of Shenzhou-11 manned spacecraft, in Jiuquan(c) REUTERS (CHINA STRINGER NETWORK)
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Chinas Militär treibt sein Raumfahrtprogramm voran. Bereits 2022 will Peking einen Außenposten im All betreiben – und die USA als größte Raumfahrtnation ablösen.

Bilderbuchstart – und das bereits das elfte Mal in Folge. Ein solche Bilanz können weder die Russen noch die US-Amerikaner vorweisen. Mit zwei Männern an Bord ist am Montagmorgen vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in Nordwestchina das Raumschiff Shenzhou 11 ins All gestartet. Chinas Staatssender CCTV übertrug den Start live und zeigte, wie die Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F über der Wüste Gobi in den strahlend blauen Himmel abhob und dabei einen langen Feuerschweif hinter sich ließ. Auf den Radaraufnahmen war zu erkennen, wie sich die Rakete stufenweise vom Raumschiff löste.

Die Shenzhou 11 ist auf dem Weg zur Raumkapsel Tiangong 2 – übersetzt bedeutet das Himmelstempel. China hatte die Kapsel, in der sich ein ganzes Labor befindet, erst vor rund einem Monat in die Erdumlaufbahn geschossen. An Bord der Shenzhou: die beiden Taikonauten – die chinesische Bezeichnung für Astronauten – Jing Haipeng und Chen Dong. Sie sollen insgesamt 30 Tage im All bleiben, das Labor in Betrieb nehmen und eine Reihe wissenschaftlicher Experimente durchführen. Es wird der bisher längste Aufenthalt von Taikonauten.

Das größte Radioteleskop der Welt

Jing, der im Orbit seinen 50. Geburtstag begehen wird, ist bereits das zweite Mal im All. Für den 37-jährigen Chen ist es eine Premiere. „Obwohl der Auftrag gefährlich ist, gibt es nichts, was ich lieber tun würde“, sagte er vor dem Start im chinesischen Staatsfernsehen. Die erste Mission mit einem Menschen an Bord schafften die Chinesen erst vor 13 Jahren. Seitdem hat es fünf weitere bemannte Missionen gegeben, der Start der Shenzhou 11 ist das sechste Mal.

Besonders das Andockmanöver in zwei Tagen wird mit Spannung erwartet. Es gilt als besonders kompliziert. Bereits seit Jahren investiert China kräftig in sein Weltraumprogramm. Nach den ersten bemannten Raumfahrtmissionen schafften es die Chinesen Ende 2013 mit Yutu (Jade-Hase) erstmals, ein chinesisches Forschungsmobil auf dem Mond landen zu lassen. Vor vier Wochen nahm China in der südwestchinesischen Provinz Guizhou das weltgrößte Radioteleskop in Betrieb, das sogar Gravitationswellen und Radiofrequenzstrahlung von entfernten Planeten einfangen soll.

Regelmäßige Flüge zum Mars geplant

Das derzeit ehrgeizigste Projekt ist aber die Raumstation Tiangong. Spätestens 2022 will die Volksrepublik diese Raumstation dauerhaft im Weltraum besetzen. Sie wird nach derzeitigen Plänen zwar nur rund ein Fünftel so groß sein wie die bereits existierende Internationale Raumstation ISS. Doch die Arbeit auf der ISS wird bis dahin eingestellt.

Ein Folgeprojekt ist derzeit nicht in Aussicht. China hingegen wird dann das einzige Land mit einem ständigen Außenposten im All sein. Als längerfristiges Ziel planen die Chinesen sogar regelmäßige Flüge zum Mars.

Der chinesischen Führung dient ihr Weltraumprogramm in erster Linie dem Prestigegewinn. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt will beweisen, dass sie bei der Forschung in der ersten Liga spielt. Die Weltraumforschung gilt als besonders aufwendig. Doch auch die militärischen Ambitionen sind nicht zu übersehen. Offiziell behauptet Chinas Führung zwar, das Programm diene vor allem der besseren Wettervorhersage und einer präziseren Nachrichtenübermittlung. Doch längst betreibt das Militär die Satelliten auch zu Spionagezwecken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2016)

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