Russischer Millionär will neues Zarenreich im Pazifik gründen

Die unbewohnte Koralleninsel Malden wäre mit ca. 40 km2 die größte der drei Inseln „Neurusslands“ im Zentralpazifik.
Die unbewohnte Koralleninsel Malden wäre mit ca. 40 km2 die größte der drei Inseln „Neurusslands“ im Zentralpazifik.Nasa
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Das Reich der Zaren fand mit der Russischen Revolution 1917 ihr Ende. Ein reicher Russe möchte es nun auf drei Inseln des pazifischen Inselstaates Kiribati erneuern.

South Tarawa/Sydney. Kiribati ist eine nach Landfläche und Einwohnerzahl winzige Nation im Zentralpazifik: Rund 110.000 Menschen verteilen sich auf 33 Inseln und Atolle längs des Äquators. Diese sind in drei Hauptgruppen gegliedert, die ihrerseits Tausende Kilometer (bis zu 4560 Kilometer) voneinander entfernt in einer Wasserfläche von der Größe der kontinentalen USA verstreut sind. Die gesamte Landfläche der früheren britischen Kolonie (bis 1979) beträgt nur 811 Quadratkilometer, nicht ganz die doppelte Größe Wiens.

Die höchste Insel, Banaba im Westen, misst bis zu 81 Meter Höhe, die übrigen Landflächen im Mittel etwa zwei Meter. Damit ist Kiribati eines der Länder, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. Überschwemmungen und Sturmfluten haben viel Land unbrauchbar gemacht, Süßwasserbrunnen versalzt und Ernten zerstört. Die trübe Prognose für den Ministaat macht Investitionen aus dem Ausland schwierig.

Fluchtort für Putin-Kritiker?

Kein Wunder also, dass die Politiker des Landes derzeit eine gewisse Begeisterung über die verrückt wirkende Idee eines reichen Russen verspüren: Denn Anton Bakow (51), ein früherer Parlamentarier und seit 2012 Chef der kleinen Monarchistischen Partei Russlands, will auf Kiribati ein „alternatives Russland“ gründen. Dafür hat er drei unbewohnte Koralleninseln der Gruppe der Line-Inseln erwählt: Starbuck, Millennium und Malden, die mit fünf bis acht Metern höher sind als die meisten übrigen Kiribatis. Darauf will er Wohnanlagen, Hotels, ein Spital, Solaranlagen, Schulen, einen Flugplatz, einen Hafen und weitere Infrastruktur bauen – laut Radio New Zealand im Wert von 350 Millionen US-Dollar (325 Mio. Euro), eine Investition, die Kiribati in der Höhe noch nie gesehen hat.

Bakows Frau, Marina, sagte dem Sender zudem, ihr Mann habe die Unterstützung vieler „russischer Patrioten, die nicht glücklich mit dem Regime Putins“ seien. Tatsächlich hat Bakow bereits 2011 – auf dem Papier – die nicht anerkannte Mikronation „Imperialer Thron“ gegründet, die sogar einen Kaiser bzw. Zaren hat: Nikolaus III.

Deutscher Prinz als neuer Zar

Der letzte Zar, Nikolaus II., ist samt Familie 1918 von Bolschewisten ermordet worden. Als Nikolaus III. hat Bakow den deutschen Prinzen Karl Emich von Leiningen angeworben, er ist 64 und über komplizierte Wege einer von mehreren Nachfahren der Zarendynastie Romanow, die Anspruch auf den Titel erhoben haben.

Gelehrte wie der Pazifik-Experte Sitiveni Halapua sagen, sie empfänden das Angebot Bakows an Kiribati eher als seltsam, ja sogar furchterregend. So scheiterte ein ähnlicher Versuch, Land für sein Minireich zu kaufen, vor Jahren bereits im Fall der Cookinseln.

ZUR PERSON

Anton Bakow (geboren 1965 in Swerdlowsk) studierte Ingenieurwesen und engagierte sich laut eigenen Angaben an der Uni gegen die KP. Schon vor Ende der UdSSR begann er ein umtriebiges Leben als Autor, Reisender und Multi-Unternehmer, war Duma-Abgeordneter und gründete 2012 die Monarchistische Partei.

Nun also Kiribati. „Wir sind von Kiribati wegen seines wundervollen Klimas, den großen unbewohnten Inseln und der geringen Bevölkerung angezogen, die von unserer finanziellen Unterstützung profitieren würde“, schrieb er dem britischen „Guardian“. Demnach wolle er bis zu 1000 Kiribater auf den drei Inseln beschäftigen, die ein Minireich von fast 60 Quadratkilometern Größe bilden würden, das entspricht 1/285.000 der Fläche Russlands. Sie könnten am Bau arbeiten, in Hotels, Fischverarbeitungsfirmen, Agrarprojekten. Er plant auch eine russische Universität. Obwohl er die Inseln als Basis einer neorussischen Monarchie sehen will, rechnet er wohl nicht damit, sehr viele „Untertanen“ permanent dorthin locken zu können: Russen bekäme das heiße äquatoriale Klima nicht so gut, meint er, die meisten wollten eher nach Australien und Neuseeland. Er hofft dennoch auf finanzielle Beteiligungen an seiner Vision und Touristen.

„Etwas aus den Inseln machen“

Laut „Guardian“ will die Regierung Kiribatis in South Tarawa bis Ende Februar entscheiden, ob sie das Investment zulässt. Ein Parlamentarier, der mit den Bakows zusammenarbeitet, äußerte sich im Vorfeld positiv: Niemand habe bisher Geld in seiner Heimat investieren wollen. Es sei daher „eine gute Sache, dass jemand versucht, etwas auf diesen Inseln zu machen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2017)

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