Lazari und Kozma Kozmaoğlu betreiben die einzige Fleischerei in Istanbul, die Produkte aus Schweinefleisch herstellt. Über die Zukunft ihres Betriebes machen sie sich jedoch keine Sorgen. Ein Besuch.
Es ist ihm unangenehm. Lazari Kozmaoğlu möchte die Aufmerksamkeit eigentlich nicht auf sich lenken, aber sie kommt automatisch, und irgendwie scheint er sich doch damit arrangiert zu haben. Er hat sich in die Sitzecke seines kleinen Geschäfts fallen lassen und sagt den gelegentlich eintretenden Kunden, dass er nicht so gut höre, man möge bitte lauter reden. Von hier aus deutet er seinem Bruder Kozma, der hinter der Verkaufstheke werkelt, aber einige Dinge nicht findet, in diese und jene Richtung, anschließend sagt er: „Heute sind nur wir übrig. Weil wir unsere Produkte schon gut machen.“
So hat Lazari Kozmaoğlu schon das Interesse an seinem Geschäft zusammengefasst. Er ist der letzte bekannte Fleischer Istanbuls, der Schweine verarbeitet. Hinter ihm und seiner Sitzecke haben die Gebrüder Kozmaoğlu eine Fotocollage mit Schwarz-Weiß-Bildern aufgehängt, die sie mit allerlei türkischen und internationalen Prominenten zeigen, und dazu Momentaufnahmen aus dem alten Istanbul, als noch keine 15 Millionen Menschen die Stadt bevölkerten, sondern nur ein Bruchteil davon. Die griechischstämmige Familie Kozmaoğlu ist ein Relikt dieser Zeit. „Noch in den 1970ern“, sagt Lazari, „haben die Griechen am Wochenende mit Meze und Rakı gefeiert, das gibt es nicht mehr. Damals lief unser Geschäft besser.“