Der Mord am Diktatoren-Bruder wirft ein Licht auf die verschlossene Welt der Eliten in Pjöngjang – und ist offenbar als Warnung für Nordkoreaner im Ausland zu verstehen.
Kuala Lumpur/ Wien.Die Frau habe Kim Jong-nam das feuchte Tuch ins Gesicht gedrückt, als er in Kuala Lumpur gerade seinen Flug nach Macao einchecken wollte. Der Stoff sei in Gift getränkt gewesen. So lautet die eine Version. Andere Zeugen berichteten von einem tödlichen Spray als Mordwaffe, auch von giftigen Nadeln war die Rede: Fieberhaft versuchte die malaysische Polizei am Mittwoch, die Puzzlestücke des Spionage-Krimis zusammenzusetzen, der den im Exil lebenden, „wilden Halbbruder“ von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un zum Hauptprotagonisten hat.
Sicher ist: Im Krankenwagen vom Flughafen ins Spital ist am Montag ein 45-jähriger Nordkoreaner, der unter dem Namen „Kim Chol“ reiste, an Vergiftung gestorben. Während die malaysische Polizei sich über die Identität des Toten bedeckt hielt, gab sich Seoul umso offener: „Unsere Regierung ist sich sicher, dass der ermordete Mann Kim Jong-nam ist“, sagte der Sprecher des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums.