Schlag gegen den Paten vom Ballermann

Palma de Mallorca.
Palma de Mallorca.(c) Die Presse (Harald Hofmeister)
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Der schillerndste Unternehmer der Partyszene Mallorcas ist festgenommen worden. Er soll Politiker und Funktionäre mit Geld und Gratis-Sex bestochen haben.

Palma/Madrid. Untersuchungsrichter Manuel Penalva erklärte den Fall zur Geheimsache, weil die Ermittlungsergebnisse des Korruptionsskandals auf Mallorca brisant sind. Es geht um Bestechung von Politikern, Polizisten und Behördenmitarbeitern, die mit Geld, Geschenken und Sexpartys entlohnt worden sein sollen.

Und es geht um die Vorherrschaft auf der Vergnügungsmeile an der berühmten Playa de Palma, wichtigste Hochburg des Massentourismus einige Kilometer östlich der Inselhauptstadt, Palma. An dieser Ballermann-Meile, an der sich viele Partylokale befinden, wird mit Mafiamethoden um die Macht und um das Millionengeschäft mit den Touristen gekämpft.

Nach jahrelangen Ermittlungen wurde jetzt der wohl schillerndste Unternehmer der Partyszene festgenommen: Bartolomé „Tolo“ Cursach, der über ein Imperium aus Biergärten, Diskotheken, Restaurants, Fitnesscenter und Hotels regiert, steht unter Verdacht, einer der Strippenzieher dieses Korruptionsnetzes gewesen zu sein.

Sein Einfluss war nach Einschätzung der Ermittler so groß, dass Kommunalpolitiker, Lokalpolizisten und für Lizenzen zuständige Verwaltungsbeamte offenbar nach seiner Pfeife tanzten. In der Szene hat Cursach, der mit seinem Partyimperium Millionen scheffelte, den Ruf, eine Art Pate des mallorquinischen Nachtlebens zu sein.

Bis in die höchsten Kreise

Polizisten durchsuchten nun den bekanntesten Vergnügungstempel des Unternehmers, den Megapark mitten im Ballermann-Viertel. Auch andere Etablissements wurden unter die Lupe genommen. Zusammen mit Cursach wurden zwei Mitarbeiter festgenommen.

Schon länger wird gegen etliche Polizisten, darunter mehrere führende Beamte, ermittelt, einige sitzen sogar in Haft. Auch ehemalige Spitzenpolitiker, vor allem aus den Reihen der konservativen Volkspartei, die bis 2015 in der Inselhauptstadt, Palma, regierte, stehen unter Verdacht.

Je länger sich Untersuchungsrichter Penalva in den Fall kniet, umso mehr Skandalöses kommt ans Tageslicht. So sollen Polizisten und Lokalpolitiker mit Gratis-Sexdiensten dafür belohnt worden sein, dass es in bestimmten Etablissements nie Kontrollen der Behörden gab. Während Biergärten, Diskotheken und Nachtbars, deren Besitzer nicht im Korruptionsring mitmachten, mit Auflagen und Sanktionen schikaniert wurden.

Im Zuge der Ermittlungen stießen die Fahnder auch auf die Rockergruppe Hells Angels, die sich anscheinend ebenfalls in Mallorcas Nachtmilieu breitmachen wollte. Gegen die Hells Angels, die mit kriminellen Methoden vor allem im Prostitutionsgeschäft mitgemischt haben sollen, ging die Polizei bereits 2013 vor. Als Hauptbeschuldigter gilt in diesem Falle der frühere deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, der in Spanien noch auf seinen Prozess wartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2017)

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