Pekings „große Säuberung“

Kleine Stände wie dieser in den Erdgeschossen von Wohnblöcken in Peking werden jetzt zu Zehntausenden abgerissen.
Kleine Stände wie dieser in den Erdgeschossen von Wohnblöcken in Peking werden jetzt zu Zehntausenden abgerissen.(c) REUTERS (KIM KYUNG-HOON)
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Hinter einem riesigen Abrissprogramm, das Peking verändern und wohnlicher machen soll, steckt die Verdrängung von Millionen Arbeitern vom Land, die die Stadt mitaufgebaut haben.

Noch am Abend zuvor flanierten wie fast an jedem Abend Zehntausende durch die Gassen des beliebten Pekinger Ausgehviertels Sanlitun. Jeder, der Peking besucht hat, kennt das Viertel. Der beliebte Mojito-Stand hatte am Wochenende bei milden Frühlingsgraden ebenso Hochbetrieb wie das „Lugas“, ein Lokal, das sowohl Mango-Lassi, mexikanische Tortillas als auch vietnamesische Nudelsuppe auftischt.

Doch am nächsten Tag ist die gesamte Straße dort ein Trümmerhaufen. Nagelsalons, die vor allem unter Ausländern beliebten DVD-Geschäfte, die Schnickschnack-Läden und sämtliche Bars, Restaurants und Clubs – sie sind allesamt dem Erdboden gleichgemacht. Anfang der Woche rückten nämlich Bagger an und rissen sämtliche Vorbauten der Wohnblöcke ab, in denen die Geschäfte und Lokale waren. Polizisten bewachten die Arbeiten, um wütende Ladenbesitzer abzuhalten. Nun versinkt das einstige Vergnügungsviertel in einer Staubwolke.

Zehntausende Geschäfte zerstört. Sanlitun ist nicht das einzige Viertel, das von der Zerstörung betroffen ist. Genaue Zahlen gibt die Stadtverwaltung nicht bekannt, doch Schätzungen zufolge sind seit Anfang März zehntausende (!) Geschäfte in der Stadt Baggern und Bulldozern zum Opfer gefallen. Boutiquen, Weinläden und Restaurants ebenso wie die tausenden kleinen Imbissstände, Obstläden und Lebensmittelgeschäfte.

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