USA: "Lautes Geräusch" vor tödlichen Polizeischüssen auf Frau

In Minneapolis trauern viele Menschen um Justine Damond.
In Minneapolis trauern viele Menschen um Justine Damond.APA/AFP/STEPHEN MATUREN
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Möglicherweise schreckte ein nahes Feuerwerk den Polizisten, der jene Australierin erschoss, die wegen eines Einbruchsverdachts den Notruf gewählt hatte.

Drei Tage nach den tödlichen Polizeischüssen auf die unbewaffnete Australierin Justine Damond in der US-Großstadt Minneapolis haben sich die Ermittler am Dienstag erstmals geäußert. Einer der beiden beteiligten Beamten sagte demnach aus, dass er von einem "lauten Geräusch" aufgeschreckt worden sei, kurz darauf habe sein Kollege das Feuer auf die 40-Jährige eröffnet.

Bisher hatte sich nur der Fahrer des Einsatzfahrzeugs, Matthew Harrity, zu dem Vorfall geäußert. Der Schütze selbst, Mohamed Noor, weigerte sich nach Angaben von Bürgermeisterin Betsy Hodges, auszusagen. Auch sein Anwalt erklärte, der 31-Jährige wolle wegen der laufenden Ermittlungen zunächst nicht aussagen. Noor ist seit 2015 im Polizeidienst.

Unklar war zunächst, was das laute Geräusch war. Ein Polizist veröffentlichte jedoch auf der Webseite Minnesota PoliceClips ein Polizeifunk-Gespräch, wonach es sich um Feuerwerk gehandelt haben könnte, das wie Schüsse klang.

Opfer hatte selbst die Polizei gerufen

Das Opfer hatte die Polizei selbst wegen eines mutmaßlichen Überfalls in der Nachbarschaft gerufen. Damond, die auch unter ihrem Mädchennamen Ruszczyk bekannt ist, war laut der Lokalzeitung "Minneapolis Star Tribune" am Samstag im Pyjama zu dem Polizeiauto gegangen und sprach mit dem Beamten auf dem Fahrersitz, als sie plötzlich von dem zweiten Beamten erschossen wurde. Die Scheinwerfer des Einsatzwagens waren demnach ausgeschaltet.

Laut Harrity schoss sein Kollege Noor der Frau durch das offene Fahrerfenster in den Bauch. Danach leisteten die beiden Polizisten bis zum Eintreffen der Ambulanz Erste Hilfe. Damond starb noch vor Ort an dem Bauchschuss.

Nach dem Verlobten des Opfers, Don Damond, und ihrem Vater John Ruszczyk forderte nun auch der australische Premierminister Malcolm Turnbull eine rasche Aufklärung des Falls sowie mehr Transparenz der Behörden. "Ich verlange Antworten im Namen ihrer Familie", sagte Turnbull dem australischen Sender Channel Nine am Mittwoch. Hunderte Menschen in den USA und Australien trauerten öffentlich um Damond und drückten ihre Empörung und ihr Unverständnis aus.

Körperkameras abgeschaltet

Unklar ist unter anderem, warum die beiden Beamten ihre Körperkameras nicht angeschaltet hatten. Nach Angaben der Behörden wurden keine Waffen am Ort des Vorfalls gefunden. Damit bestätigten sie Medienberichte, wonach Damond unbewaffnet war.

Die 40-Jährige lebte seit 2014 in den USA, wie der Sender CNN unter Berufung auf das Umfeld der Frau berichtete. Sie wohnte mit ihrem Verlobten zusammen, das Paar wollte im August heiraten.

Die Polizei im US-Bundesstaat Minnesota hatte bereits im vergangenen Jahr mit einem anderen tödlichen Einsatz für landesweite Empörung gesorgt. Der Afroamerikaner Philando Castile wurde bei einer Verkehrskontrolle erschossen. Seine Lebensgefährtin filmte den Vorfall, die Aufnahme wurde live im Online-Netzwerk Facebook übertragen. Der Schütze wurde im Juni freigesprochen. Seither finden in Minneapolis täglich Demonstrationen gegen Polizeigewalt statt.

(APA/AFP)

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