Gladbeck: Berüchtigter Geiselgangster kommt nach 30 Jahren Haft frei

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Der Bankraub in Gladbeck war einer der spektakulärsten Verbrechen in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nun soll der Mittäter Dieter Degowski freikommen.

Einer der Geiselgangster von Gladbeck, Dieter Degowski, wird nach fast 30 Jahren Haft entlassen. Er werde in den nächsten Monaten frei kommen, teilte ein Sprecher des Landgerichts Arnsberg am Dienstag mit. Die Freilassung sei umfassend geprüft worden. Die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig. Degowski wird einen neuen Namen erhalten um ihm die Wiedereingliederung zu erleichtern.

Degowski war im März 1991 gemeinsam mit seinem Partner Hans-Jürgen Rösner zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Rösner befindet sich nach wie vor in Haft.

Das Geiseldrama von Gladbeck hatte im August 1988 Deutschland drei Tage lang in Atem gehalten. Die Bilanz: Drei Tote und zahlreiche Verletzte. Es hagelte Kritik an Politik, Polizei und Medien.

Spektakuläre Verfolgungsjagd

Am Morgen des 16. August 1988 stürmten Degowski und Rösner schwer bewaffnet eine Bank im nordrhein-westfälischen Gladbeck. Sie nahmen zwei Geiseln und forderten einen Fluchtwagen sowie 420.000 Mark. Journalisten gaben sie ein erstes Interview. Kurz nachdem die Kriminellen am Abend mit Geiseln und Geld losfahren, stieg Rösners Freundin zu. Am nächsten Tag kaperten sie in Bremen einen Linienbus und nahmen 35 Geiseln. Sie gaben Interviews und ließen mehrere Geiseln frei.

Als die Polizei Rösners Freundin vorübergehend festhielt, erschoss Degowski eine Geisel, einen 15-jährigen Buben. Bei der weiteren Verfolgung verunglückte ein Polizist tödlich. Die Geiselnehmer ließen den Bus stehen und flüchteten mit zwei Bremer Geiseln in einem Auto. Ein Journalist fuhr in Köln sogar ein Stück mit. Am Mittag des 18. August griff ein Sondereinsatzkommando zu. Die 18-jährige Silke Bischoff starb an einer Kugel aus Rösners Waffe.

Die Polizei überarbeitete ihre Einsatztaktik für solche Szenarien grundlegend. Die Medien wurden wegen mangelnder Zurückhaltung kritisiert. Der Deutsche Presserat legte später fest, dass es Interviews mit Tätern während des Geschehens nicht geben dürfe.

(APA/dpa)

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