Israel: Zehntausende versammeln sich zu Begräbnis von ultraorthodoxem Rabbi

REUTERS/Amir Cohen
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Rabbi Aharon Yehuda Leib Shteinman wurde 104 Jahre alt. Der "Gigant der Torah" war einer der bekanntesten Oberhäupter der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft.

Zehntausende tiefreligiöser Israelis haben am Begräbnis von Rabbi Aharon Yehuda Leib Shteinman (Steinman) teilgenommen, einem der bekanntesten Oberhäupter der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft. Shteinman war im Alter von 104 Jahren im Krankenhaus an Herzversagen gestorben.

Die Nachrichtenseite "ynet" berichtete von rund 200.000 Trauergästen bei dem Begräbnis im strengreligiösen Tel Aviver Vorort Bnei Brak am Dienstag. Massen von schwarz gekleideten ultraorthodoxen Männern drängten sich dicht an dicht auf den Straßen, Krankenwagen kamen kaum durch die riesige Menge.

Staatspräsident Reuven Rivlin würdigte Shteinman als "Giganten der Torah", dessen Tod eine große Leere hinterlasse. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu äußerte tiefe Trauer. Mit Shteinmans Tod habe Israel "einen wichtigen Leuchtturm des Geistes, der Tradition und Moral verloren". Unter seinen Anhängern galt er als "Gadol Hador", als würdigster Rabbiner seiner Generation.

Einflussreich in Politik

Der nahe Brest in Weißrussland geborene Shteinman war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel eingewandert. Noch vor Kriegsbeginn war er aus Polen in die Schweiz geflohen, um dem polnischen Militärdienst zu entkommen. Angehörige Shteinmans wurden im Holocaust ermordet. Mit seiner Frau Tamar Kornfeld, die schon 2002 starb, hatte er drei Kinder und zahlreiche Enkel und Urenkel, wie die "Times of Israel" berichtete.

Shteinman unterrichtete in Israel an verschiedenen Yeshivas, jüdischen Religionsschulen. Er galt als Anhänger der litauischen jüdischen Tradition, die betont intellektuell ausgerichtet ist. Shteinmann, der Dutzende von Büchern geschrieben hat, war auch sehr einflussreich in der Politik. Er war spiritueller Führer einer strengreligiösen Fraktion innerhalb der Partei Vereinigtes Torah-Judentum.

Shteinman galt als pragmatischer als seine Vorgänger. Kritiker warfen ihm vor, er habe Bemühungen unterstützt, mehr ultra-orthodoxe Männer in die Armee aufzunehmen. Shteinman selbst dementierte dies.

Im Judentum gibt es keine zentrale religiös führende Figur wie etwa den Papst in der katholischen Kirche, sondern jede Strömung hat ihren eigenen führenden Rabbiner.

(APA/dpa)

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