Internationales Entsetzen über Journalistenmord in Slowakei

Enthüllungsjournalist Jan Kuciak wurde in der Slowakei von unbekannten Tätern erschossen
Enthüllungsjournalist Jan Kuciak wurde in der Slowakei von unbekannten Tätern erschossenAFP (VLADIMIR SIMICEK)
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Ministerpräsident Robert Fico spricht nach der Ermordung des Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und dessen Partnerin von einem "beispiellosen Angriff auf Pressefreiheit und Demokratie in der Slowakei", EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ist schockiert.

Die Ermordung eines slowakischen Enthüllungsjournalisten hat international für Bestürzung gesorgt. Die Leiche des 27-jährigen Jan Kuciak wurde nach Polizeiangaben vom Montag neben derjenigen seiner Freundin Martina Kusnirova in ihrem Haus in Velka Maca gefunden. Kuciak starb demnach durch eine Kugel in die Brust, seine Partnerin durch einen Kopfschuss.

Ministerpräsident Robert Fico und die EU-Spitzen verurteilten die Tat. Entsetzt hat sich auch Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) geäußert. Die jüngsten Morde an investigativen Journalisten in Malta und in der Slowakei würden bei ihr "einen tiefen Schauer" auslösen, sagte Kneissl am Montag in Brüssel. Sie wünsche sich eine "voll umfassende rasche Aufklärung".

Polizeichef Tibor Gaspar vermutete einen Zusammenhang der Tat mit Kuciaks Berichterstattung. Der Reporter hatte wiederholt Fälle von Korruption und mutmaßlichem Steuerbetrug aufgedeckt.

"Beispielloser Angriff auf Demokratie"

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico sprach von einem "beispiellosen Angriff auf Pressefreiheit und Demokratie in der Slowakei", sollte Kuciak tatsächlich wegen seiner journalistischen Arbeit ermordet worden sein.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker äußerte sich "schockiert". Er verurteile die "feige Tat". Für Angriffe auf Journalisten und Einschüchterungsversuche dürfe es keinen Platz geben in Europa.

Auch der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die EU "könne nicht dulden, dass ein Journalist getötet werde, weil er seinen Job mache". Tajani rief die slowakischen Behörden auf, "gründliche Ermittlungen - bei Bedarf mit internationaler Unterstützung - einzuleiten".

Kuciak war seit 2015 Redakteur des Newsportals aktuality.sk, das zu Ringier Axel Springer Slovakia gehört. Die beiden Verlage Springer und Ringier zeigten sich "entsetzt und fassungslos". Sollte das Attentat ein Versuch zur Unterbindung einer unabhängigen Berichterstattung sein, "werden wir dies zum Anlass nehmen, unseren journalistischen Auftrag noch gewissenhafter und konsequenter auszuüben", hieß es in einer Mitteilung.

Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, erklärte, "zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten" sei in einem Land der Europäischen Union ein Journalist ermordet worden. Die slowakischen Behörden müssten "jetzt schnell aufklären, wie es zu dieser schockierenden Tat kommen konnte, obwohl Jan Kuciak schon vor Monaten bedroht wurde".

Medienberichten zufolge hatte Kuciak auch über mutmaßliche Verfehlungen von Unternehmern berichtet, die der Partei Smer von Regierungschef Fico nahestehen sollen. Im vergangenen Herbst soll er Drohungen erhalten haben und erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei.

Am 16. Oktober war in Malta die bekannte Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia bei einem Bombenanschlag getötet worden. Drei Männer stehen wegen der Tat derzeit unter Mordanklage vor Gericht. Wer die Hintermänner sind, ist unklar.

(APA/AFP)

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