Hitze könnte Ursache für "Tante Ju"-Absturz in Schweiz sein

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Den Ermittlern stellt sich nach dem Unglück mit 20 Toten bei der Ursachenfindung eine schwierige Aufgabe: Die Maschine hat keine Blackbox, es gibt nur wenige Radaraufzeichnungen.

Nach dem Flugzeugabsturz in den Schweizer Alpen mit 20 Toten, darunter auch ein Ehepaar mit einem Sohn aus Niederösterreich, wartet auf die Unglücksermittler eine schwierige Aufgabe. Anders als moderne Flugzeuge hatte die 79 Jahre alte Maschine vom Typ Junkers Ju-52 keine Blackbox an Bord.

Zudem gibt es in Bergtälern wie dem, wo die Maschine abstürzte, nur wenige Radaraufzeichnungen, wie der Unfallermittler der Sicherheitsuntersuchungsstelle berichtete. Damit gibt es keine technischen Aufzeichnungen zu dem Unglücksflug, die den Experten beim Erkunden der Absturzursache helfen könnten.

Die beiden Piloten sowie die anderen 18 Menschen in der Maschine kamen bei dem Unglück am Samstag ums Leben. Die Oldtimer-Flüge mit der "Tante Ju", wie die Maschine genannt wird, sind in der Schweiz beliebt. Mehr als 14 000 Passagiere hat die Fluggesellschaft Ju-Air in 35 Jahren bei Rundflügen über die Alpen geflogen.

Verein schließt technische Mängel aus

Ju-Air gehört einem Verein von Flugenthusiasten, die seit 35 Jahren ohne tödliche Unfälle touristische Rundflüge anbieten. Er hatte bisher drei Maschinen. Das Unglück ereignete sich am Berg Piz Segnas etwa 100 Kilometer südöstlich von Zürich.

Als Unglücksursachen kommen bei Flugzeugabstürzen in der Regel technische Mängel, menschliches Versagen oder äußere Umstände in Frage. Technische Mängel schließt der Verein eigentlich aus: Das Flugzeug sei seit der letzten Wartung ohne jegliche Mängel erst fünf Stunden geflogen. Auch das Alter der Maschine spielt nach Angaben des Flugermittlers keine Rolle. "Wenn sie richtig gewartet wird, kann sie betrieben werden", sagt Daniel Knecht von der Unglücksuntersuchung.

Menschliches Versagen hält der Gründer des Vereins ebenfalls für unwahrscheinlich, da sowohl der 62-jährige Pilot als auch der 63-jährige Copilot mehr als 30 Jahre Erfahrung bei der Luftwaffe und in der Zivilluftfahrt hatten. Eine Kollision mit Kabeln oder anderen Hindernissen oder Fremdeinwirkung von außen haben die Ermittler auch schon praktisch ausgeschlossen, wie Knecht sagte.

"Einsatzkräften bot sich trauriges Bild"

Bleibt die Hitze. Bei hohen Temperaturen ist die Luft dünner und das Fliegen anspruchsvoller, weil etwa beim Starten oder in den Kurven weniger Leistung zur Verfügung steht, wie Knecht erklärte. Erfahrene Piloten könnten damit aber umgehen. Die Ermittler werden untersuchen, ob das seit Tagen anhaltende Wetter mit den hohen Temperaturen eine Rolle spielte. "Wir schließen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts aus", sagte Knecht am Sonntag bei einer Pressekonferenz.

Die Ju-52 des Baujahrs 1939 war am Samstag in 2540 Metern Höhe an der Westflanke des Berges Piz Segnas abgestürzt. Es ist das schwerste Unglück der Schweizer Luftfahrt seit dem Crossair-Absturz im Jahr 2001. Es gebe keinerlei Hoffnungen mehr, jemanden lebend zu bergen, sagte Andreas Tobler, Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden, vor den Medien in Flims. "Den Einsatzkräften bot sich ein trauriges Bild."

Unter den Opfern befinden sich acht Paare und vier Einzelpersonen. Neun Männer und acht Frauen aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern, Schwyz, Zug und Waadt sowie die drei Österreicher wurden beim Absturz tödlich verletzt. Dazu kommen drei Besatzungsmitglieder aus den Kantonen Thurgau und Zürich.

(APA/dpa)

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