Internet aus dem All: Sojus startet mit ersten Satelliten

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FILES-FRANCE-SPACE-SCIENCE-SATELLITE-INTERNET-TELECOMSAPA/AFP/JODY AMIET
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US-Firma OneWeb will die Welt mit billigem Internet versorgen. Dazu sollen hunderte Satelliten im Weltraum "stationiert" werden.

Die meisten Menschen haben sich an mobiles Internet gewöhnt. Aber es gibt Orte, da würden wohl die wenigsten mit Internetempfang rechnen. Neue Projekte versprechen nun, die gesamte Welt mit günstigem Internetzugang zu versorgen - mithilfe von Satelliten im Weltraum: OneWeb Satellites heißt ein Vorhaben.  Die ersten sechs OneWeb-Satelliten für weltweites Internet sind an Bord einer Sojus-Rakete nun ins All gestartet. Die Rakete hob am späten Dienstagabend vom Weltraumbahnhof bei Kourou in Französisch Guyana ab, wie der Betreiber Arianespace mitteilte. Hunderte weitere sollen in den kommenden Jahren folgen - mit dem Raketenbauer Arianespace sind aktuell 21 Raketenstarts vereinbart. "Die Konstellation ist auf 900 Satelliten ausgerichtet", erklärt Nicolas Chamussy, Leiter der Raumfahrtsparte von Airbus.

Das US-amerikanische Unternehmen OneWeb will in einigen Jahren die gesamte Welt mit kostengünstigem Internet versorgen. Die OneWeb-Satelliten sollen auf einer niedrigen Erdumlaufbahn in Höhe von 1.200 Kilometern kreisen. Es ist die zweite Mission im laufenden Jahr von Arianespace - Anfang Februar startete eine Trägerrakete Ariane 5.

Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus und dem US-Telekommunikationsunternehmen OneWeb, hinter dem Internetpionier Greg Wyler steht. Airbus ist für die Entwicklung der Satelliten zuständig.

Kleiner und leichter

Aktuell gibt es Satelliten-basiertes Internet in der Regel von sogenannten geostationären Satelliten, die die Erde in mehr als 35.000 Kilometer Entfernung umrunden. Künftig sollen sie in einer niedrigen Umlaufbahn kreisen. Ebenfalls besonders ist, dass die Satelliten in Massenproduktion gefertigt werden - mehrere täglich werden gebaut. Sie sind kleiner und leichter als gewöhnliche Satelliten, daher können mit einem Raketenstart gleich eine Reihe von ihnen ins All befördert werden.

Auf der Erde kommunizieren Benutzerterminals mit den Satelliten im Weltraum. Im Fall von OneWeb funktioniert das über kleine Satellitenschüsseln, die auf dem Dach montiert sind und mit Solarstrom versorgt werden. Sie können 3G-, LTE- oder 5G- Internet sowie Wlan in die Umgebung bringen, verspricht OneWeb.

Wie gut die Qualität des Internets sein wird, lasse sich vorher nicht exakt sagen, erklärt Roland Bless vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). "Weil die Satelliten eine relativ niedrige Umlaufbahn haben, ist davon auszugehen, dass die Verzögerung im Vergleich zu herkömmlichen geostationären Satellitenverbindungen recht kurz sein dürfte." Eine möglichst geringe Verzögerung ist ein wesentlicher Faktor für schnelles Internet. Allerdings sieht der Experte auch einen Nachteil in der Nähe zur Erde. "Die Funkfrequenzen dürften relativ hoch sein. Das heißt, Wetterbedingungen wie Nebel oder Wolken können die Empfangsbedingungen beeinflussen." Außerdem müssen die Satelliten regelmäßig ausgetauscht werden, denn ihre Lebenszeit ist begrenzt.

Nicht nur OneWeb Satellites tüftelt an derartigem Internet aus dem All. Das kanadische Unternehmen Telesat will mit seinem Projekt "Telesat-Leo" ab 2022 weltweiten Service anbieten, ebenfalls mithilfe von Airbus. Auch das amerikanische Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk arbeitet an einem ähnlichen Vorhaben und will mit "Starlink" deutlich mehr Satelliten ins All bringen als OneWeb: Tausende sollen es werden. Erste Satelliten wurden Anfang 2018 mit einer Falcon-9-Rakete ins All gebracht. Wenn die Tests damit erfolgreich sind, soll auch "Starlink" bald starten.

Facebook ist gescheitert

Facebook hatte ein ähnliches, seit 2014 entwickeltes Projekt - die Internet-Drohne "Aquila" - im vergangenen Jahr aufgegeben. Die Fluggeräte hätten monatelang autonom in großer Höhe fliegen sollen. Ein erster Testflug im Jahr 2016 hatte mit einer Bruchlandung geendet. Ein konkurrierendes Projekt mit großen Drohnen war von der Google-Mutter Alphabet schon zuvor aufgegeben worden. Ganz aus dem Rennen ist Alphabet damit aber nicht: An einer Internet-Versorgung mit Ballons wird weiter getüftelt. Die "Loon"-Ballons sollen in rund 18 Kilometern Höhe unterwegs sein, am Boden sind zumeist spezielle Antennen für den Netzempfang nötig.

(dpa)

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