Lehrervertreter: "Maturazeugnis wird weniger wert"

Stanislav Jenis
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Die erste in Österreich abgehaltene Zentralmatura ist weitgehend unfallfrei über die Bühne gegangen. Ergebnisse solle es nach Pfingsten geben.

In Summe überwog die Erleichterung: Die erste Zentralmatura an Österreichs AHS ging am Mittwoch ohne gröbere Zwischenfälle zu Ende. Zufrieden zeigte sich vor allem Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einer ersten Bilanz: "Die neue Matura ist gut gelandet, die bisherigen Rückmeldungen zeigen ein durchwegs erfreuliches Stimmungsbild".

Erleichtert zeigte sich auch Bundesschulsprecher Lukas Faymann: „Ich bin froh, dass der schriftliche Teil halbwegs gut und ohne Probleme abgelaufen ist und eine faire Matura geboten wurde“, sagte Faymann zur APA. Verbesserungsbedarf sieht er noch im Fach Deutsch. Dort seien die Aufgabenstellungen sehr eng gewesen. Wenn man sämtliche formalen Vorgaben eingehalten habe, wären aufgrund der Wortzahlbeschränkung „eigene kreative Ansätze kaum möglich gewesen". Das treffe natürlich vor allem gute Schüler.

Gemischt sieht der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft an den AHS, Eckehard Quin (FCG), die Zentralmatura-Premiere. „Operativ ist sie sauber über die Bühne gegangen." Man habe sich hier offenbar große Mühe gegeben.

"In Summe wird Niveau sinken"

Quin kritisierte aber "das grundlegende Konzept dahinter“:  Aufgrund der unterschiedlichen Leistungsstärke der Schüler müsse das Niveau „notgedrungen tief angesetzt werden": „Man kann ja nicht ganze Klassen gesammelt scheitern lassen.“ Mittelfristig würden sich die Schulen daher darauf konzentrieren, was für die positive Absolvierung der Matura ausreichend sei. „Deshalb wird in Summe das Niveau sinken. Wahrscheinlich erreichen sogar mehr Leute das Mindestniveau, aber weniger kommen weit darüber hinaus.“

„Im Schnitt ist das Niveau für ein „Genügend’ sicher gesunken“, meinte Quin. „Ich glaube aber nicht, dass es mehr „Sehr Gut’ geben wird, weil dafür muss man eine Menge leisten.“ Generelle Entwicklung für den Gewerkschafter: „In Summe wird damit natürlich das Reifeprüfungszeugnis weniger wert sein.

Weniger Vorbereitungsstunden

Nun folgt allerdings noch die mündliche Matura, und hier weist Schülervertreter Faymann auf ein Problem hin: Man wisse nämlich noch nicht, wie sich die Kürzung der Vorbereitungsstunden hier auswirken werden. Aufgrund der geänderten Erstellung der Aufgaben dafür sei es durchaus möglich, dass statt weniger mehr Vorbereitungsstunden notwendig seien.

Die ersten gesammelten Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen werden vom Bildungsministerium nach Pfingsten bekanntgegeben. Sie enthalten eine Aufstellung über positive bzw. negative Noten nach Geschlecht und Bundesland für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch.

Die Schüler selbst erhalten spätestens zehn Tage nach der jeweiligen Prüfung Bescheid, ob sie eine negative Note erhalten haben. Innerhalb von drei Tagen müssen sie dann bekannt geben, ob sie eine Kompensationsprüfung machen wollen. Mit einer solchen höchstens 25-minütigen mündlichen Prüfung können am 1. und 2. Juni negative Noten ausgebessert werden. Sie werden in Fächern mit Zentralmatura vom Bifie erstellt und vom Fachlehrer der jeweiligen Klasse sowie einem Beisitzer abgenommen.

(APA)

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