Ferienlektüre: Träumen macht lebendig

Nilpferd im Residenz Verlag
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Kinder- und Jugendliteratur-Tipps: Vom Raubtier zur Vegetarierin, vom Luftballon ins Boot, von ruppigen Mädchen und verliebten Boys. Kindheit kann ganz schön anstrengend sein.

Rotkäppchen revisited. „Jacques, der Schakal fraß einen Wal", man sieht ihn ganz entspannt sitzen, den Jacques, mit Messer und Gabel ganz artig zerlegt er den Wal vom Schwanz her. Wie die kleine Raupe Nimmersatt frisst er sich kreuz und quer durch die Speisekarte, doch ist er eben ein Raubtier und wird nicht in einen Schmetterling verwandelt. Ein kleines Mädchen mit Ringelstrümpfen wirft ihm eilig Lebensmittel zu, die Assoziation mit Rotkäppchen ist naheliegend, vor allem, als Jacques seine Nahrungslieferantin zu verschlingen droht. Doch welch ein Glück: Sie schmeckt ihm nicht. Ganz klar ist es nicht, denn am Ende sitzen die beiden gemeinsam im Restaurant und studieren die Speisekarte.

  • Pamela Schäfer (Text), Christine Mohr (Bild): „Jacques, der Schakal“. Für jedes Alter (32 S., geb., € 14,90; Nilpferd im Residenz Verlag, St. Pölten).
Picus Verlag

Alice im Heißluftballon. „Wer sind denn Sie?", wollte Hemma wissen. „Sag bloß, du kennst mich nicht, du ungebildetes Ding!" Warum müssen Kinder einschlafen? Fragt Franzobel. Und warum allein? Hemma ist eine von den Mutigeren. Sie schließt die Augen und singt. Als sie sie wieder öffnet, ist sie auf dem Dach und eine große pelzige Kugel hängt an der Fernsehantenne. Der fliegende Zobel nimmt das kleine Mädchen auf eine Reise mit und überschreitet mit ihr das Tor des Lachens, was für Kinder streng verboten ist. Franzobel hat sich von Alice im Wunderland inspirieren lassen, aber auch eine Prise der Geschichte von Hatschi Bratschis Luftballon ist im Spiel. Es geht ganz schön unheimlich zu, aber natürlich nicht im politisch unkorrekten Morgenland, sondern im typischen Franzobel-Universum, in dem die Lust zum Fabulieren herrscht.

  • Franzobel (Text), Sibylle Vogel (Bild): "Der fliegende Zobel". Ab fünf Jahren (64 S., geb., € 12,90; Picus Verlag, Wien).
Moritz Verlag

Kinder - allein zu Hause. „Inzwischen sitzt sie schon endlos lange hier. Bestimmt seit tausend Minuten. Franziska sieht sich um. Und sie ist nicht mehr allein." Puma passt auf die Kinder auf, vier an der Zahl, zwei Kleinkinder, zwei Babys. Nebenher muss Puma noch den Haushalt versorgen, kochen, sie liest und hört Musik. Inzwischen spielen die zwei Kleinkinder, Franziska und Almut, mit den Babys, was sie eigentlich nicht dürfen. Plötzlich fällt eines der Babys herunter und beginnt furchtbar zu brüllen. Franziska läuft in Panik davon. Ist das Baby verletzt? Franziska will gar nicht daran denken. Siebenschläfer vertreiben ihr die Zeit. Plötzlich geht die Tür auf und Papa kommt herein. Über Franziska gibt es mehrere Bücher.

  • Pija Lindenbaum: „Franziska versteckt sich". Ab fünf Jahren. Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer (32 S., brosch., € 14,40; Moritz Verlag, Frankfurt/Main).
Carlsen Verlag

Schiffbruch mit Bär. „Wird es schlimm?“, fragte der Junge. Der Bär sah ihm direkt in die Augen. „Ja“, sagte er: „Es wird schlimm.“ Begonnen hat diese Geschichte wie viele ganz harmlos. Der Junge ist zum Bären in ein wackeliges Boot namens Harriet gestiegen. Man weiß nicht warum, man weiß nicht, wohin die Reise geht – sie hört jedenfalls nicht auf. Daher ist auch in Internet-Foren und Rezensionen die am häufigsten gestellte Frage zu diesem Buch: Wo führt das hin? Die Antwort: Nirgends, das ist auch der Witz daran. „Bär im Boot“ handelt ohne angestrengte Originalität von der Absurdität des Lebens, zufällig trifft man jemanden, es beginnt ein großes Abenteuer, das beinahe das Leben kostet oder auch nicht und wenn das Wörtchen „Ende“ erscheint, ist gar nichts zu Ende. Dave Sheltons Buch erinnert an zeitlose Kinderliteratur-Wunderwerke von Alan Alexander Milne („Winnie Pooh“) oder Maurice Sendak („Wo die wilden Kerle wohnen“).

  • David Shelton: „Bär im Boot“. Ab neun Jahren. Aus dem Englischen von Ingo Herzke (304 S., geb., € 15,40; Carlsen Verlag, Hamburg).
Oetinger Verlag

Anna Lachs sieht nicht rosa. „Mein Vater sagte, dass er schon im Büro gegessen habe. Dann fragte er: ,Na, wie gefällt dir die Tochter meiner Kollegin, Sohnemann?‘ ,So gut wie ein Furunkel am Hintern‘, antwortete ich.“ Der elfjährige Cornelius lebt mit seinem geschiedenen Vater, der ihn eines Tages bittet, sich um die Tochter einer Kollegin aus seiner Firma zu kümmern, die neu in die Schule von Cornelius kommt. Doch diese Anna Lachs sieht nicht nur seltsam aus, sie ist auch absolut unzugänglich. Ruppig weist sie alle Annäherungsversuche des Buben zurück – und verweigert sich im Unterricht. Was ist los mit Anna Lachs? In ihrer lakonischen Sprache verfolgt Christine Nöstlinger die Versuche eines intelligenten Buben, der bloß emotional etwas unbedarft ist, die Ränke der Erwachsenen zu verstehen. Da stimmt psychologisch jedes Detail und das Buch, übrigens ein neues, ist auch sehr witzig.

  • Christine Nöstlinger (Text), Ina Hattenhauer (Bild): „Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte“. Ab neun Jahren (176 S., geb., € 13,90; Oetinger Verlag, Hamburg).
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig

Was Kunst an einem Pissoir ist. „Duchamp wollte auf die schrägen Ideen der Dadaisten noch eins draufsetzen.“ In diesem Buch geht es um Kunst, von John Cage und Christo bis Ai Weiwei. Schwierige Fragen werden beantwortet, zum Beispiel, was denn jetzt genau Kunst an einem Pissoir ist. Warum sprach Joseph Beuys mit einem Kojoten? Und wieso knallt und raucht es immer so bei Roman Signer? Ist eine Skulptur etwas fest Stehendes, kann sie auch flüchtig sein, leuchten oder gar explodieren? 51 Arbeiten von Künstlern aus der ganzen Welt werden vorgestellt und erläutert.

  • Sebastian Cichocki (Text), Aleksandra und Daniel Mizielinski (Bild): „Sommerschnee und Wurstmaschine“. Sehr moderne Kunst aus aller Welt. Ab neun Jahren (216 S., brosch., € 20,60; Moritz Verlag, Frankfurt/Main).
Ravensburger Verlag

Die unglaublichen Dreieinhalb. „Hast du etwa versucht, mir unter den Rock zu gucken?“, fragte Barbaras Mutter und zum ersten Mal klang sie nicht seelenruhig. Ganz im Gegenteil. Eher hysterisch.“ Sebastian, „das Gehirn“, Barbara, „Action-Bärbel“, Martin, „das Chamäleon“ und dessen imaginärer Freund Dieter bilden die „unglaublichen Dreieinhalb“, Superhelden, die endlich Ferien haben. Im noblen Haus des Katzenstreu-Fabrikanten Schwemme, Barbaras Vater, jagt freilich eine Katastrophe die andere. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Sebastian Marmorboden und Marmorkuchen nicht auseinanderhalten kann, sondern auch mit einem Spinnenmann, einem falschen Förster und einer wehrhaften Omi. Frank Schmeißer, Autor dieser hinreißenden Serie, erzählt von den Abenteuern einer Kinder-Gang und ihren Kollisionen mit der Erwachsenenwelt, die wieder mal gar nichts kapiert, im Comic-Stil. Über alle Maßen amüsant! Und erst die Cartoons!

  • Frank Schmeißer (Text), Jörg Mühle (Bild): „Schurken machen Krawall“. Ab zehn Jahren (256 S., geb., € 13,35; Ravensburger Verlag, Ravensburg).
Planet Girl

Veggie in der Wurstfabrik. „Da hat so ein Paul für dich angerufen, Lana“, sagt Papa mit zusammengezogenen Augenbrauen, als wir auf die Terrasse treten.“ Lana und Ava, 17-jährige Zwillinge, könnten unterschiedlicher nicht sein. Lana ist gut in der Schule, aber schüchtern. Aus Liebe zu Paul, der sie vorwiegend als Mathe-Nachhilfe zu brauchen scheint, wird sie Vegetarierin. Das kommt nicht gut an bei der Tochter eines Wurstfabrikanten. Lanas Schwester Ava ist raffiniert, durchsetzungsstark und hat schon einen festen Freund; mit ihm fährt sie in den Sommerferien nach Mallorca, der Vater darf natürlich nichts davon wissen. Das geht leichter als erwartet, denn die Mutter hat Burn-out, ist auf einer Kur und will neu beginnen. Der Stil Cora Geofferjés ist schlicht. Aber sie behandelt mit Witz und psychologischem Einfühlungsvermögen Probleme von Jugendlichen, die nicht so erwachsen sind, wie sie gern wären. Dass „Veggies“ eine schrullige Minderheit sind, glaubt inzwischen hoffentlich keiner mehr.

  • Cora Geofferjé: „Suche Vegetarier zum Anbeißen“. Ein Veggie-Roman. Ab 13 Jahren (224 S., geb., € 10,30; Planet Girl Verlag, Stuttgart).
sauerländer verlag

Ballade von Jim und Lise. „Du stehst kurz vor dem Durchbruch, Jim. Das Leben ist jetzt. Du bist hot. Wir müssen das Eisen schmieden, solange es heiß ist.“ Ein Popstar, ein Groupie, ein Hotelzimmer, Koks, ein Krankenwagen. Was wird jetzt aus der Tournee? Am Strand trifft der bereits kurz vor dem Anlaufen seiner großen Karriere vom Burn-out bedrohte Jakob alias Mädchenschwarm Jim Winge die rothaarige Lise, die nichts von ihm weiß und blind ist. Die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Der Manager drängt zur Fortsetzung der Tournee. Bei einem Konzert kommt es zu einem Tumult, Jim sieht Lise, er will sie retten, fällt von der Bühne, wird schwer verletzt. Wo ist Lise? Dies ist eine der melancholischen Balladen von Bob Dylan oder Elvis – die auch zitiert werden – in Buchform: eine Graphic Novel über Liebe, Verlust und die große Kluft zwischen Kunst und Leben.

  • Arne Svingen, Christoffer Grav: „Mit eigenen Augen“. Ab 14 Jahren. Aus dem Norwegischen von Maike Dörries (176 S., geb., € 20, 60; Sauerländer Verlag, Frankfurt/Main).
Ravensburger

Von der Rebellin bis zur Diva. „Als Sarah sich zum Frühstück hinsetzte, bot ihr die Mutter hundert Dollar in bar, wenn sie duschen, fünfzig Doller, wenn sie andere Kleider anziehen würde.“ In Deutschland wird nach einer Studie jeder dritte Schüler gemobbt, besonders häufig im Internet. Zu einem brutalen Zickenkrieg kommt es an der Mount Washington Highschool wegen einer jährlich veröffentlichten Liste, in der jeweils das hübscheste und das hässlichste Mädchen vermerkt ist. Die Liste wird öffentlich angeschlagen, wer sind die Täter? Es sind nicht die Knaben, sondern die Mädchen selbst, die einander fertigmachen. Die 1979 in New York geborene Siobhan Vivian war selbst ein unangepasstes Kind. Mit großem Einfühlungsvermögen schildert sie bekannte Typen, von der Rebellin bis zur Diva. Jugendliche wie Erwachsene dürfte dieser Krimi faszinieren, der auch eine Satire ist über eine Gesellschaft, die junge Menschen auf Leistung, Schönheit, Gefallen trimmt. Wer wird Homecoming-Queen? Um diese Titelverleihung tobt ein gnadenloser Kampf, bei dessen Ränken die Schulleitung hilflos zusehen muss. Die Akteure agieren wie Guerillakämpfer, Terroristen – und am Ende gibt es nur Verlierer.

  • Siobhan Vivian: „Nur eine Liste“. Für junge Erwachsene. Aus dem Amerikanischen von Claudia Max (416 S., geb., € 17,47; Ravensburger Verlag, Ravensburg).
Atlantis

Die Traumverlorenheit der Kindheit. „Eine Frau kam auf mich zu und küsste mich auf die Stirn. Ein Mann kam und strich mir übers Haar.“ Was war denn nun wirklich im Anfang? Das Wort – oder das Bild? Heinz Janisch hat einen poetischen Text geschrieben. Hannes Binder hat ihn mit Bildern sozusagen zerlegt in eine bezaubernde Mini-Graphic-Novel. Das Besondere und Eigenartige dieses Buches ist eine Art Cross-over der Wahrnehmung, Totes wird lebendig und das Haptische, das gewöhnlich Dreidimensionalität verlangt, hüpft einem aus der Zweidimensionalität entgegen. Dies ist ein Bilderbuch gegen die Elektronik, aus der Zeit gefallen. Es macht das Traumverlorene, Traumwandlerische der Kindheit deutlich.

  • Heinz Janisch (Text), Hannes Binder (Bild): „Ich ging in Schuhen aus Gras“. (32 S., geb., € 15,40; Atlantis Verlag, Zürich).
Gabriel Verlag

Arendt, Meinhof und ein Mann aus Nazaret. „War Jesus also so eine Art Therapeut? Ganz sicher hat er ein feines Gespür für die Nöte und Sorgen der Menschen gehabt. Aber er war mehr als nur ein Lebensberater.“ Wer war Jesus von Nazaret? Wer solche Fragen ernsthaft stellt, sitzt zwischen vielen Stühlen: Theologen, Historikern, Gläubigen, Atheisten. Alois Prinz, der bereits Biografien über so unterschiedliche Menschen wie Hannah Arendt, Ulrike Meinhof, Hermann Hesse oder Joseph Goebbels geschrieben hat, packt das schwierige Thema von allen Seiten an. Er schildert Legenden und Wahrheiten rund um das Leben Jesu, zeichnet spannende Porträts der Menschen, die ihn bekämpften (Herodes), begleiteten (Petrus). Er beschreibt die Lehre, wie sie sich aus vielen Quellen entwickelte, was ausgeschlossen wurde und warum. Ohne Zorn und Eifer, tastend, eingehend auf viele Fragen ist dieses Buch geschrieben - und ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder auf eine allein seligmachende Wahrheit. Gerade darum wirkt es interessant und sympathisch.

  • Alois Prinz: „Jesus von Nazaret“. Ab 14 Jahren (240 S., geb., € 14,99; Gabriel Verlag, Stuttgart).
Picus verlag

Papilios Welt und Siebensemmelhunger. "Ich will euch von meiner Welt erzählen", sagte Papilio. Und wenn ihr die Augen schließt, könnt ihr sie auch sehen." Auf den Spuren von Heinz Janisch haben Autorin Elisabeth Steinkellner und Illustrator Michael Roher eine dieser zauberhaften Kinder-Utopien entworfen, von denen auch Erwachsene gern träumen würden, wenn sie die Zeit dazu hätten. Nach dem Motto: Was würden wir denn so machen, wenn unser Leben nicht aus Verpflichtungen bestünde? "Sie wollten einfach frei und glücklich sein - und ein süß saures Leben haben!" Genau. Die Rede ist von den Gurken, die Willi Vogelsang suchen soll - für die Essiggurken-Zähler Pippin und Pospischil. Von überbordender Fantasie ist Sigrid Eyb-Greens lautmalerische Geschichte vom „Siebensemmel Hunger" - sie hat sie auch illustriert.

  • Elisabeth Steinkellner, Michael Roher: „Papilios Welt"; Sigrid Eyb-Green „Sieben Semmel Hunger", die beiden Bilderbücher, je 32 Seiten, 14.90 Euro, sind beim Picus-Verlag erschienen.
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig
Ferienlektuere Traeumen macht lebendigAracari Verlag

Noch mehr Bilderbücher. „,Haben Sie auf mich gewartet?', fragte Schwamm erschrocken." Ein Mann muss, weil das Hotel ausgebucht ist, mit einem seltsamen Fremden in einem Zimmer übernachten. Hohe Literatur im Bilderbuch - eine kafkaeske und doch berührende Geschichte von Siegfried Lenz, illustriert von Joëlle Tourlonias („Die Nacht im Hotel", Cadeau-Verlag, 16.99 Euro). „Eines Morgens, als Oktopus nach Hause kam, ragte ein wildfremder Fischschwanz aus seiner Höhle." Herzige Meeres-Story mit großen Komplikationen und einem Schluss, mit dem garantiert keiner gerechnet hat

  • Elle van Lieshout, Erik van Os, Mies van Hout: „Oh, oh, Oktopus", 28 Seiten, ab 4J, 14.30 Euro, Aracari-Verlag.
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig

Eine neue Frau muss her. „Paul ist von der Frauen-Sache nicht mehr so richtig überzeugt." Opa sucht eine Frau für Onkel Kurt, dabei gibt es viele Probleme. Nebenbei verpasst der Alte seinem Enkel einen „Topf-Haarschnitt", geht mit ihm in den Zoo und sitzt gern auf der Schaukel. Dabei lernt Paul die nette Lena kennen - und den Unterschied zwischen den einfachen und den schwierigen Frauen-Sachen. Dieses Buch erinnert an Vera Ferra-Mikuras „Drei Stanisläuse".

  • Sophie Schmid: „Opa und Paul hecken was aus", Nilpferd im Residenzverlag, 48 Seiten, 14.90 Euro
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig
Ferienlektuere Traeumen macht lebendigOetinger

Die Ostsee ruft. „Man kann nie wissen, was die Polizei mit Papierkorbwühlern macht." Jonathan hat einen Zweier in Mathematik, doch daheim dreht sich alles ums Baby von Papas neuer Frau Hilary, die eigentlich ganz nett ist, aber gestresst wegen des kleinen Schreihals'. Jonathan beschließt wegzugehen - an die Ostsee, denn dort hat er einen Freund, der nur ein ganz klein wenig unbequem und anarchisch ist: Den Nix.

  • Kirsten Boie: „Nix wie weg!", Bilder von Stefanie Scharnberg, (Der Nix ist eine Serie) Oetinger, 176 Seiten, ab 7J, 12.95 Euro
Carlsen

Der Reporterhund. „Uns fehlt noch ein Artikel für die Wissenschaftsseite, schreiben sie was, Ferdinand, irgendwas, aber hopp hopp! In zehn Minuten ist Redaktionsschluss." Reporterhund Ferdinand, mit Kaffee-Häferl bewaffnet, schreibt über Evolution, mehr fantasievoll als sachkundig, vor allem aber schnell. Der Chef ist unzufrieden: „Das ist der größte Quatsch seit Erfindung des Schnabeltiers! Gehen Sie nach Hause!", schreit er. Ferdinand hat kein leichtes Leben, seinen freien Tag verbringt er großteils im Bett - und kann daher nichts über Urlaubmachen verfassen. Und beim Wintereinbruch verliert er sich in Spekulationen über Schneemänner und Eiskristalle. „Ferdinand! Ist ihnen das Hirn eingefroren? Gehen Sie mir aus den Augen!", brüllt der Boss. Ferdinand ist ein Cartoon-Held in der Kinderausgabe des „Spiegel", nicht nur Kids und Journalisten lachen herzlich über ihn - nun liegen seine Geschichten in Hardcover vor.

  • Flix & Ruthe „Ferdinand. Der Reporterhund", Carlsen, 64 S, 10.30€, ab 9J.
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig
Ferienlektuere Traeumen macht lebendig

Balzverhalten und andere Buben-Streiche. „Hast du schon gehört. Mathe fällt aus. Der Apfel ist krank. Wahrscheinlich ein Schwächeanfall wegen Unterernährung. Wollen wir dann hinten am Wäldchen chillen?" Alex und Emily führen ein geheimes Klassenbuch im etwas erweiterten SMS-Stil (für Smartfon-Besitzer). Früher hieß so was „Brieferln schreiben". Es geht um Balzverhalten und andere Buben-Streiche, um Mode, Stinktiere, Louis Vuitton und die holprige Übergangsphase von kleinen zu großen Mädchen, speziell wenn Gruselfilme gezeigt werden. Amüsant: Die Illustrationen.

  • Beate Dölling, Bianca Schaalburg, Katja Spitzer: „Sechste Stunde Dr. Schnarch", Deutscher Taschenbuchverlag, dtv junior, 288 Seiten, 12.95 Euro, ab 10 Jahre.
Chickenhouse

„Erst als Ru sagt: ,Hi, Dad!' reiße ich die Augen auf und bemerke das grüne Blinklicht um den rechten Fußknöchel der Gestalt." Mad und Rus Vater ist Ornithologe, Spezialist für mittelamerikanische Vögel und Artenschützer. Eines Tages wird ihm ein toller Job angeboten: Er soll nach dem angeblich ausgestorbenen Lavakehlchen-Troglon suchen - in einem Gebiet, wo sich auch eine luxuriöse Wellness-Anlage befindet. Der Forscher reist ab, seine Familie bleibt zurück. Als sie ihm Monate später folgt, mit dem neuen Hausfreund Ken (würg, findet Mad) an der Seite, stellt sich die schreckliche Wahrheit über die Expedition heraus. Packendes Dschungel-Abenteuer, erschienen beim Chicken-House-Verlag, der auch sonst ein interessantes Programm hat - über Freaks, Untote und Rockoholics.

  • Helen Phillips „Paradiesvoll & geheimnisgrün", übersetzt von Ilse Rothfuss, Chickenhouse, 384 S, 12.99 Euro, ab 11 Jahre.
Obelisk-Verlag

"Ice Age"  2.0. „Das Einhorn begann den steinernen Spuren zu folgen. Langsam, kaum merklich veränderte sich die Landschaft.“ Traudi Reich, Ehefrau von Hugo Portisch, hat eine charmante Öko-Fantasie verfasst: Das Einhorn lebt in einer Wüstenei und ernährt sich vom Tau, ein Baum leistet ihm Gesellschaft. Der Baum erzählt dem Einhorn von der Artenvielfalt, die es einst auf der Erde gegeben hat, bevor die Menschen alles zerstört haben. Eines Tages verlässt das Einhorn seinen Freund – und macht sich auf eine lange Reise. Eine Variation von „Ice Age“ wird hier hier entworfen – ein altmodisches Märchen mit neuer Mission. (Gertraud und Hugo Portisch haben vor einigen Jahren auch ein hinreißendes Buch über die merkwürdigen Sitten in ihrem Refugium in der Toskana geschrieben, erschienen bei eco-win)

  • Traudi Reich: „Das Einhorn auf Spurensuche“ mit Vignetten von Annika Siems, 160 Seiten, ab 12 (All-Ager), Obelisk-Verlag (der übrigens sehr nette Kinderbücher hat), 12.95 Euro
Hanser Verlag

„Ich dachte an ,Drei verlorene Bräute', diesen Film über drei Frauen, die alle einmal mit demselben Mann verheiratet waren und sich zufällig kennen lernen. Erst brüllen sie sich gegenseitig an, dann planen sie gemeinsam, ihn umzubringen – und schließlich, sehr unbefriedigender Schluss, ich weiß – verzeihen sie ihm.“ Mit den Chancen und Fallstricken des Liebeslebens kann man sich nicht früh genug auseinandersetzen. Ed, Star einer Basketballmannschaft und Min, die Filmnärrin, lernen einander auf einer Party kennen. Ihre Liaison ist kurz und heftig. Ed kommt von seiner Exfreundin nicht los, Min ist sehr wütend und traurig. Sie schreibt ihm einen Brief, also genau genommen sind es mehrere. Die Geschichte beginnt mit einem Rums und einem Karton vor Eds Wohnungstür.

  • Daniel Handler, Maira Kalman: „43 Gründe, warum es aus ist“, übersetzt von Birgitt Kollmann, Hanser-Verlag, ab 14 Jahre, 368 Seiten   
Carlsen

Von Party zu Party. „'Man muss nicht verliebt sein, um Sex zu haben.' 'Ich weiß', sage ich und fühle mich plötzlich sternenheiß im Gesicht: ,Aber es wäre schön, wenn es so wäre.“ Lucy ist verliebt in einen Jungen namens Shadow, der mit seinen Graffitis die Stadt überzieht. Dabei hat sie ihn noch nie gesehen. Ed verspricht Lucy, sie mit Shadow zusammen zu bringen - doch etwas stimmt nicht mit Ed. Lucy folgt ihm von Party zu Party. Eine Art Roadmovie ist dieses Buch, das, obwohl es von Bildern handelt, sonderbarer Weise keine Bilder enthält, allerdings in seinen grellen Farben, grotesken Verzweigungen selbst wie ein Graffiti wirkt – und wie Pop-Balladen das Außenseitertum preist.

  • Cath Crowley: „graffiti moon“, übersetzt von Henning Ahrens, 256 Seiten, 17.40 Euro Carlsen, ab 14 Jahren.  

(Die Presse am Samstag, 06.07.2013)

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