Kindergärten: Proteste der Pädagoginnen

Kinder, Kindergarten, Kinderbetreuung  Photo: Michaela Bruckberger
Kinder, Kindergarten, Kinderbetreuung Photo: Michaela Bruckberger (Michaela Bruckberger)
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Die Bezahlung der Kindergärtnerinnen sei schlecht, es gebe zu viele Kinder in einer Gruppe und insgesamt zu wenig Personal: In den Kindergärten rumort es, eine Demonstration ist geplant.

wien. Der beitragsfreie Kindergarten in Wien, der heute, Mittwoch, im Gemeinderat beschlossen wird, stößt zwar bei Kindergartenexperten auf grundsätzliches Lob, deutliche Kritik wird aber an den Rahmenbedingungen geübt, unter denen Kindergärten betrieben werden. Konkret an der schlechten Bezahlung der Kindergartenpädagoginnen (nur 0,8 Prozent sind männlich), an der hohen Zahl der Kinder pro Gruppe und an der Ausbildung der Betreuerinnen.

„Die Qualität bleibt auf der Strecke“, heißt es beim Dachverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen und bei der VP-Opposition im Rathaus. Im Zuge der Neuregelung der Kindergartenkosten hätte Wien auch weitere Rahmenbedingungen ändern können, meint VP-Gemeinderätin Monika Riha. „Da wurde eine große Chance vertan.“ Riha stört vor allem, dass sich nichts an der Gruppengröße geändert habe: „Vor 30 Jahren schon betrug der Betreuungsschlüssel 25 zu 1, obwohl man genau weiß, dass 25 Kinder pro Gruppe für eine pädagogische Fachkraft viel zu viel ist.“ Von internationalen Vorgaben, dass das Verhältnis 7 (Kinder) zu 1 (Pädagogin) sein soll, sei man ohnehin weit entfernt. In den Wiener Städtischen Kindergärten betreut eine Pädagogin mithilfe einer Assistentin eine Gruppe von maximal 25 Kindern. Bei privaten Trägern sind die Gruppen meist kleiner, und es gibt mehr Betreuerinnen.

Niederösterreich zahlt besser

Kritik gibt es auch an der Bezahlung der Kindergärtnerinnen. Knapp 1700 Euro (brutto) beträgt das Anfangsgehalt für eine ausgebildete Pädagogin. Wien liegt da zwar im österreichischen Mittelfeld, einige Bundesländer (vor allem NÖ) zahlen deutlich mehr.

Riha fordert zugleich auch eine Ausbildungsoffensive, um angesichts des steigenden Bedarfs mehr Pädagoginnen zur Verfügung zu haben. Die Ausbildung an einer pädagogischen Hochschule sollte da das Ziel sein.

Auch die Pädagoginnen selbst haben an den Rahmenbedingungen einiges auszusetzen: Zu wenig Personal für zu große Gruppen, klagt auch Raphaela Keller vom Dachverband. Sie fordert: maximal 15 Kinder in einer Gruppe mit zwei Pädagoginnen, dazu sollte die Ausbildung effektiver und vor allem die Entlohnung erhöht werden. Mit verschiedenen Aktionen, wie etwa einem Flashmob im Museumsquartier morgen, Donnerstag, 19 Uhr, wollen sie auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Im Herbst ist eine Demonstration geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2009)

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