Bildungskompass verzögert sich

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Bericht zu dem Mutter-Kind-Pass für die Bildung hätte bis Ende Juli vorliegen sollen, ist aber noch immer nicht fertig.

Wien. Bis spätestens Ende Juli hätte der Endbericht zum Bildungskompass vorliegen sollen. Nun ist August. Doch der Bericht für den Kompass – dieser soll eine Art Mutter-Kind-Pass für die Bildung sein – ist noch immer nicht fertig. Er wird sich um ein, zwei Wochen verzögern, heißt es auf Anfrage der „Presse“ aus dem Büro der zuständigen Familienministerin, Sophie Karmasin (ÖVP).

Gearbeitet wird an dem Kompass seit Mitte April. Das Charlotte-Bühler-Institut versucht in der Arbeitsgruppe, der unter anderem der Genetiker Markus Hengstschläger, der Elementarpädagogikprofessor Wilfried Smidt, die Bildungspsychologin Christiane Spiel und die Psychologinnen Ulla Konrad und Hedwig Wölfl angehören, festzulegen, wie der Bildungskompass aussehen könnte. Die Eckpfeiler des Kompasses wurden bereits mit dem politischen Beschluss Mitte November 2015 eingeschlagen. Seither steht fest, dass die Sprache, Leistung und Entwicklung jedes Kindes ab dem Alter von dreieinhalb Jahren bis zum Ende der Schullaufbahn dokumentiert werden sollen.

Kein punktueller Test

Vor allem wie diese Überprüfung im Alter von dreieinhalb Jahren genau aussehen soll, ist noch nicht geklärt. Vermutlich wird es sich dabei um eine Mischung aus einem Portfolio, in dem das Kind mithilfe der Pädagogen selbst Entwicklungsschritte dokumentiert, und der Beobachtung durch die Pädagogen handeln. Ein punktueller Test sollte es nicht sein. Das sei in dem Alter noch zu früh. Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und Hortpädagogen, die ebenfalls in der Arbeitsgruppe vertreten ist, hatte zuletzt in der „Presse“ die Sorge geäußert, dass der Kompass letztlich doch zu einer Art von Beurteilungsinstrument werden könne. Erschwerend ist, dass im Alter von dreieinhalb Jahren noch nicht alle Kinder im Kindergarten sind.

In dem Endbericht für den Bildungskompass soll auch dargestellt sein, welche Ressourcen für die Umsetzung notwendig sind. Dabei geht es etwa um die Ausbildung der Kindergartenpädagogen oder um zusätzliche Stunden für die Beobachtung der Kinder. Auf Basis des Berichts will Ministerin Karmasin dann mit den Ländern verhandeln. Pädagogen warnten von Anfang an davor, dass der Bildungskompass großen Mehraufwand bringen werde und unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht sinnvoll umsetzbar sei. (j.n./beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2016)

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