Man sollte die Studie nicht überschätzen. Und auch nicht fehlinterpretieren.
So wie es die Schokoladenikoläuse mittlerweile schon im Frühherbst gibt, so wird auch die PISA-Studie, die am 7.Dezember veröffentlicht wird, schon Wochen vorab virtuell herumgereicht. Eine Andeutung von ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll da, eine von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied dort – offiziell weiß zwar keiner etwas, inoffiziell wissen es alle: Die Ergebnisse der PISA-Studie sind schon wieder schlecht, ja noch schlechter ausgefallen.
Wie dem auch sei – und bevor das Land wie alle drei Jahre vor Weihnachten in die PISA-Weltuntergangsstimmung verfällt: Die Defizite im heimischen Bildungssystem sind offensichtlich. Auch ohne PISA-Studie. Zumal es bei dieser Methode einen nicht zu unterschätzenden, weil menschlichen Unsicherheitsfaktor gibt: Schüler, die ohnehin mit Schularbeiten, Prüfungen und Tests eingedeckt sind, könnten sich nämlich bei einem für sie persönlich kaum relevanten PISA-Test nicht über Gebühr anstrengen. Und sich die Energie lieber für die für ihr schulisches Fortkommen wirklich wichtigeren Schularbeiten, Tests und Prüfungen aufsparen. Man sollte den PISA-Test also auch nicht überschätzen.
Die Politiker werden ihn ohnehin in ihrem Interesse interpretieren: Die ÖVP könnte beispielsweise in Versuchung geraten, die Schuld an den schlechten PISA-Resultaten einer zentralistischen, beim Bund angesiedelten Schulverwaltung anzulasten.
Sie sollte sich davor hüten. Denn die Sache ist zu ernst, um sie den Landeshauptleuten zu überlassen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2010)