Wieder einmal beweisen SPÖ und ÖVP in der Bildung ihre Verantwortungslosigkeit.
Während sich die Regierung am sonnigen Freitag in Seminar-Sekt-Laune gab, zeigte die Situation an den Unis einmal mehr, wie unverantwortlich die Truppe agiert. Da beschließt die Uni Wien respektive der Senat derselben, autonom ab Herbst wieder Uni-Gebühren einzuführen – nur für Langzeitstudenten und Studierenden aus Drittstaaten. Aufgefordert hat sie dazu der Wissenschaftsminister namens der ÖVP, gewarnt hat sie davor die zuständige Sprecherin der SPÖ. Nun klatschen die einen, die anderen schäumen. Damit nicht genug der unverantwortlichen Kindereien, beide Regierungsparteien verweisen auf Rechtsgutachten, die den jeweiligen Standpunkt erklären. Der Streit um Studiengebühren wird genauso dümmlich dogmatisch geführt wie jener um die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen.
Sowohl in der SPÖ als auch in der ÖVP weiß man, dass der andere bei einem Thema recht hat, doch die SPÖ gibt ihr schlichtes Nein bei den Gebühren für die Studenten nicht auf, die ÖVP verweigert eine echte Schulreform. Denn angeblich wollen das die Tradition, die Funktionärsbasis und der -bauch so.
Logisch ist das nicht, intelligent auch nicht und sympathisch schon gar nicht. Aber an dieser Stelle sollten wir nicht ungerecht sein: Die beiden Parteien hatten Besseres zu tun, als sich um die Ausbildung und damit die Zukunft der Jungen zu kümmern. Sie mussten nach den jüngsten Skandalen ihre Finanzierung neu regeln. Und so etwas dauert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2012)