Uni-Rektoren haben weiter Bedenken

Lehrerausbildung Rektoren haben weiter
Lehrerausbildung Rektoren haben weiter(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Dass PH künftig auch alleine Bachelorprogramme für die gesamte Sekundarstufe anbieten können, hält die uniko für problematisch. Ansonsten herrscht rundum vorsichtige Zufriedenheit.

"Gemischte Gefühle" und weiterhin Bedenken äußert die Universitätenkonferenz (uniko) zur neuen Lehrerausbildung. Eine Neugestaltung sei zwar durchaus notwendig. Natürlich folgt ein "Aber": Die alleinige Betrauung der Pädagogischen Hochschulen (PH) mit bestimmten Aufgaben würde "massive Auswirkungen auf die Qualität der Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit sich bringen", hieß es.

Bachelor und Master

"Es muss gewährleistet sein, dass die Institutionen tatsächlich über entsprechende wissenschaftliche und künstlerische Traditionen, Praxis, Kapazitäten und Ressourcen verfügen", betonte uniko-Präsident Heinrich Schmidinger. Dass PH künftig auch alleine Bachelorprogramme für die gesamte Sekundarstufe und Masterprogramme für die Volksschule anbieten können, hält die uniko für problematisch. "Masterstudien sollten deshalb nach Ansicht der uniko grundsätzlich nur von Universitäten oder in Kooperation mit diesen durchgeführt werden, aber nicht von PH alleine". Zudem würden damit teure Parallelstrukturen aufgebaut. Für die uniko sind "nach wie vor viele Fragen unbeantwortet, etwa wo künftig die Weiterbildung anzusiedeln ist und welche Rolle dem Qualitätssicherungsrat tatsächlich zukommen wird".

"Ein Mutiger Weg der Bildungsentwicklung"

Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der öffentlichen Pädagogischen Hochschulen (PH) und Rektor der PH Vorarlberg, Ivo Brunner, sieht Österreich dagegen "einen mutigen Weg europäischer Bildungsentwicklung beschreiten". Für die PH werde es dadurch erstmals möglich, in unterschiedlichen pädagogischen Feldern Masterstudien anzubieten. Das Volksschullehramt werde durch den Master aufgewertet, im Sekundarbereich "weist der nunmehr obligatorische Master darauf hin, dass eine Gleichwertigkeit im Abschluss von Mittelschul- und Gymnasiallehrer die Diskussion um die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen entschärfen will". Dafür bedürfe es der Zusammenarbeit von PH und Universitäten.

ÖVP betont Erhalt der Gymnasien

Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) freute sich nach dem Ministerrat öffentlich über die Einigung bei der Lehrerausbildung: "Ich bin zuversichtlich, das wird eine positive Wirkung haben." Die Ausbildung der Pädagogen werde auf völlig neue Beine gestellt. Es gebe daher auch keinen Grund, die erfolgreichen unterschiedlichen Schultypen aufzulösen, meinte VP-Generalsekretär Hannes Rauch. Für ihn "bleibt die schultypenspezifische Ausbildung wie bisher erhalten und die Gesamtschule ist damit vom Tisch". In der neuen Lehrerausbildung blieben "die bewährten Ausbildungswege an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen erhalten".

Grüne: Induktionsphase positiv

"Vorsichtig positiv" äußerte sich der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, zum Regierungsentwurf. "Wenn sich die beharrenden Kräfte bei der Umsetzung der Regierungsvorlage nicht doch noch durchsetzen, scheint es gelungen zu sein, einige wichtige Qualitätsmaßnahmen in der LehrerInnenausbildung einzuführen", verwies Walser auf die Induktionsphase für Lehrer und die verpflichtende Kooperation von PH mit Unis bei der Ausbildung der Lehrer für mittlere und höhere Schulen. Nicht ganz nachvollziehbar ist für ihn das achtsemestrige Bachelor- und vergleichsweise kurze Masterstudium. Üblich seien sechs Semester für den Bachelorabschluss und weitere vier Semester für den Masterabschluss.

Aufnehmetest für alle künftigen Lehrer

Die VP-nahe Schülerunion freute sich vor allem über die Aufnahmetests für Unis und PH. "Lehramt darf kein Ausweich-Studium für Studenten sein, die nicht wissen, was sie eigentlich beruflich machen möchten. Durch Aufnahmetests ist gewährleistet, dass junge Menschen nur dann Lehrer werden, wenn sie dies auch wirklich wollen." Die Unis seien nun angehalten, eine Methode zu finden, mit der nicht nur die fachliche, sondern auch die soziale Kompetenz eines Lehramtsanwärters getestet werden könne. Wie viele Studenten aufgenommen werden, solle sich nicht nach den vorhandenen Plätzen richten, sondern nur nach inhaltlichen Kriterien.

Der Vize-Chef der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Thomas Bulant (FSG), hält die neue Lehrerausbildung für eine "solide Grundlage für ein modernes Bildungssystem"."Wenn in den nächsten Wochen konstruktiv verhandelt wird, können wir auch den gordischen Knoten beim Dienstrecht lösen."

(APA)

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