In Österreich gibt es 17 PH und 14 Unis, an denen Lehrer ausgebildet werden. Dass die "irgendwie" kooperieren sollen, erzeugt "wirrwarr", so Harald Walser.
Wirrwarr und weiterhin Wildwuchs bei den Ausbildungsstätten ortet der Grüne Bildungssprecher Harald Walser beim Regierungsmodell zur neuen Lehrerausbildung. Größtes Versäumnis ist für ihn, dass Kindergartenpädagogen weiterhin keine tertiäre Ausbildung erhalten. Dass SPÖ und ÖVP die Gesetzestexte im Hinblick auf eine gemeinsame Ausbildung der Lehrer für AHS und Neue Mittelschule (NMS) unterschiedlich interpretieren, wundert Walser nicht: "Das Gesetz ist sehr schwammig formuliert."
Ganz generell beanstandet Walser, dass "das Pferd von hinten aufgezäumt wird": "Man greift in ein komplexes System ein, dreht an einem Rädchen und merkt nicht, dass andere Rädchen auch bewegt werden." So sei etwa nach wie vor unklar, für welches Schulsystem ausgebildet werde und welches Dienst- und Besoldungsrecht die neu ausgebildeten Lehrer erhalten.
Unangenehme Situation für die Studenten
Ebenfalls nicht beseitigt werde der "Wildwuchs an Ausbildungsstätten", kritisierte Walser. So gebe es in Österreich 17 Pädagogische Hochschulen (PH), 14 Unis, an denen Lehrer ausgebildet werden, und 39 Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik. "Die sollen irgendwie untereinander kooperieren. Wie sie das tun, überlässt der Staat aber den einzelnen Ausbildungsstätten - was dabei herauskommt, ist ein Wirrwarr und eine für die Studenten ausgenommen unangenehme Situation, die schon jetzt nicht von einer Ausbildungsstätte zur anderen wechseln können."
Die neue Regelung bringe da keine Verbesserung: "Wer Lehramt studieren will, kennt sich schlicht nicht aus", so Walser. In den Gesetzesentwürfen sei nicht festgelegt, ob ein PH-Absolvent künftig ein vollwertiger Lehrer für die Sekundarstufe I (AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule) ist.
Zusammenführung von PH und Uni
Die Grünen plädieren daher für eine klare Organisationsstruktur der Ausbildungsstätten und eine Zusammenführung von PH und Unis: Dies könne etwa in Form einer Pädagogischen Universität oder durch Schaffung von pädagogischen Fakultäten geschehen. Außerdem müsse als Endziel die tertiäre Ausbildung aller Kindergartenpädagogen gesetzlich festgelegt werden. Und natürlich brauche man die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, so Walser: Logische Folge für die Lehrerausbildung wäre daher eine Ausbildung zum Lehrer für die Sekundarstufe I.
Beim Lehrerdienstrecht plädiert Walser für eine Abkehr vom derzeitigen Regierungsvorschlag, der lediglich die Unterrichtszeit für Lehrer festlegt. Wenn Schule ganztägig organisiert werden solle, "kann das Dienstrecht nicht nur auf die Unterrichtszeit abzielen, sondern muss auch eine bestimmte Anwesenheitspflicht festschreiben".
FPÖ: Kompetenz ins Wissenschaftsministerium
FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz kritisierte in einer Aussendung die Doppelzuständigkeit von Unterrichts- und Wissenschaftsministerium für die Lehrerausbildung:"Nach vier Jahren Verhandlungen ist das Ergebnis ein großkoalitionärer Eiertanz um den Machterhalt." Die FPÖ will die Kompetenz vollständig ins Wissenschaftsministerium verlagern. Als Vorbild sieht Rosenkranz die pädagogischen Universitäten in Finnland.
(APA)