TV-Kritik: Die Schule kriegt wieder ihr Fett ab - nun in Serie

Schule kriegt wieder Fett
Schule kriegt wieder Fett(c) ATV
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Die neue Reportage-Reihe von ATV widmet sich den Schwächen der (staatlichen) Schulen und schreckt nicht davor zurück, Kinder bloß zu stellen.

Theo will nicht aufstehen. Theo will nicht in die Schule gehen. Theo stört den Unterricht. Theo ist ein Problem für die ganze Familie. Wer am Montag Abend den ersten Teil der der neuen Reportage-Reihe von ATV gesehen hat, weiß sehr viel über den 13-jährigen Buben aus Wien, hat ihn schreiend im Bett gesehen und kennt die Verzweiflung seiner Mutter. Wenn er sein Medikament nicht nimmt, schaffen es seine Eltern kaum, ihn zur Schule zu bringen. Was sich fast schon von selbst versteht: Bei Theo wurde ADHS diagnostiziert, damit haben seine Probleme einen Stempel bekommen.

Wer hat "Schuld" an seiner Misere? Das Schulsystem, bei ATV ist das ganz klar. Untermalt mit dramtischer Musik werden dazu zweifelhafte Statistiken vorgestellt. Mobbing, Gewalt, Selbstmord: Man möchte meinen, Österreichs Schulen sind der Vorhof zur Hölle. Die beiden Bildungs-Gurus Andreas Salcher und Niki Glattauer dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Sie haben keinerlei Angst vor Polemik und Verknappung, mit einfacher Sprache stellen sie die Probleme dar: Das Schulsystem ist veraltet, jeder darf Lehrer werden. Damit alles besser wird, brauche man eine Gesamtschule - und zwar ganztags.

Doch im Privatfernsehen lebt die Hoffnung. Eine Schule, die ganz anders ist, kann ihre Schüler davor bewahren, ein hoffnungsloses Dasein mit psychischen Problemen zu fristen. Das leuchtende Gegenbeispiel ist die W@lz, eine Privatschule im 14. Wiener Gemeindebezirk. Zwar ist sie teuer, aber den Eltern ist die Zukunft ihren Kindern eben "etwas wert". Streichelweiche Musik wird eingespielt, wenn die Kameras die Rämlichkeiten zeigen und entspannte Schüler aus gutem Haus vom (tatsächlich sehr überzeugenden) Konzept berichten.

Für Theo dagegen scheint alle Hoffnung verloren: Er besucht das "Schulschiff", ein ganz normales Wiener Gymnasium. Dort kümmert sich keiner um ihn. Aus der Schule wird auch niemand zitiert. Privat hui, öffentlich pfui. Weil die Kernaussagen in der Sendung bis zu drei Mal wiederholt werden, haben es am Ende auch die langsamsten der 76.000 Zuschauer verstanden.

(rovi)

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