Rudas: "Man kann über die Matura an sich diskutieren"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Bildungssprecherin der SPÖ ist von der Notwendigkeit einer Matura nicht überzeugt - immerhin habe man ja schon die Schule geschafft.

Laura Rudas, mittlerweile SPÖ-Bildungssprecherin, hat 1999 ihre Matura gemacht. Dass diese Prüfung fixer Bestandteil des österreichischen Bildungssystem bleibt, ist für sie nicht in Stein gemeißelt. "Man kann durchaus über die Matura an sich diskutieren, also ob man nach acht Jahren Schule dann noch eine Prüfung braucht", so Rudas im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Die ab 2015 geltende Zentralmatura sieht sie aber jedenfalls als Fortschritt gegenüber der derzeitigen Regelung: "Wenn man sich für die Matura entscheidet, dann muss es nicht die strengste und härteste Prüfung sein. Immerhin hat derjenige ja schon acht Jahre geschafft", so Rudas. "Aber es darf keinen Unterschied machen, in welche Schule man geht." Daher begrüße sie das System einer zentralen Vorgabe der schriftlichen Prüfungen: "Ich verstehe schon die Ängste von Schülern. Aber eines muss klar sein: Das Ziel ist, dass wir ein objektives Beurteilungssystem haben, das nicht abhängig ist vom Goodwill des Lehrers und ob ich jetzt ein besonders braver Schüler bin und einen guten Draht zum Lehrer habe oder in welche Schule ich gehe."

Punkte statt Noten

Das derzeitige Beurteilungssystem mit den Ziffernnoten eins bis fünf ist für Rudas nicht das Optimum: "Da soll man drüber nachdenken und viel ausprobieren, was zu einer Objektivierung der Leistungsbeurteilung führt." International seien Ziffernnoten sogar eher selten, es werde etwa oft mit Punkten gearbeitet.

Sie sei durchaus dafür, dass man sich das Notensystem zum Zweck der Objektivierung einmal genau ansehe. "Das heißt jetzt natürlich nicht, dass man überhaupt keine Beurteilung hat. Aber der Schüler soll etwas damit anfangen können." Dazu gehöre auch die Überlegung, ob man nicht "eine kreative Form finden kann, die Schulpartnerschaft in die Beurteilung einzubinden". Das derzeitige System zwinge den Lehrer nicht, einem 13-Jährigen zu erklären, warum er jetzt einen Dreier oder Vierer im Zeugnis stehen habe. Im Rahmen der Schulautonomie könnten die Schulen da durchaus einiges ausprobieren, meinte Rudas. "Aber man kann auch generell darüber diskutieren."

Schulstreit auch "interessante Kontroverse"

Die zuletzt gezeigte Zurückhaltung der SPÖ im VP-internen Streit zur Gesamtschule erklärte die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin auch mit taktischen Überlegungen. "Dass wir für eine gemeinsame, ganztägige Schule sind, ist unbestritten. Das haben wir oft genug gesagt." Sie halte es aber bei so einem wichtigen Thema für kontraproduktiv, wenn die Zeitungen alle zwei Tage mit "Regierung streitet" titeln. "Leider leben wir nicht in einer politischen bzw. Medienlandschaft, wo es dann heißt: 'Was für eine interessante inhaltliche Kontroverse'." Daher bemühe man sich um Zurückhaltung. Sie sei auch Realistin genug, zu wissen, dass es nicht nur um direkte Überzeugungsarbeit gehe: "Da helfen schwarze Landeshauptleute mehr als rote Bundesgeschäftsführer."

Gleichzeitig müsse man auch die Menschen mitnehmen, so Rudas: "Die ÖVP war immer gegen die Bankenabgabe, aber da ist es uns gelungen, mit einer Kampagne die Menschen dafür zu mobilisieren." Hier helfe auch die Neue Mittelschule, die bei aller zuletzt geäußerter Kritik auch die Angst vor einer neuen Schule nehme. "Ich bin realistisch: Die gemeinsame Schule wird nicht morgen kommen - aber auch optimistisch: Es gibt ja auch schon andere Meinungen in der ÖVP."

Kindergarten: Sprache nicht unterschätzen

Die geplanten Sprachstandsfeststellungen für Dreieinhalbjährige und ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr unterstützt Rudas. Kritik daran versteht sie: "In der Theorie ist es schon richtig, dass man den reinen Spracherwerb nicht überschätzen darf - aber man darf ihn auch nicht unterschätzen. Daher glaube ich schon, dass man aktiv rasch handeln muss mit der Verpflichtung - in dem Alter lernt man noch relativ leicht." Am wichtigsten bei diesem Thema sei aber die geplante besserer Vernetzung zwischen Kindergarten und Volksschule: "In Wirklichkeit ist das ja eine durchgehende Bildungseinrichtung. Die müssen zusammenarbeiten."

(APA/Red.)

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