Notenverzicht in Volksschule wird erleichtert

(c) APA (Harald Schneider)
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Ab Herbst sollen Klassen bzw. Schule autonom entscheiden können, ob sie auf Ziffernnoten verzichten. Derzeit geht das nur im Schulversuch.

Geht es nach Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), sollen Eltern und Lehrer jeder Volksschulklasse ab dem kommenden Schuljahr darüber entscheiden können, ob sie bis zur dritten Klasse auf Ziffernnoten verzichten. Die entsprechende Gesetzesänderung soll bis Sommer fix sein, hieß es am Dienstag aus dem Ministerium. Derzeit ist der komplette Notenverzicht nur im Schulversuch möglich. Ab Herbst reicht es damit, wenn das aus Eltern und Lehrern bestehende Klassen- bzw. Schulforum dafür stimmt, statt der Ziffernbeurteilung eine andere Form einzusetzen.

Seit der Jahrtausendwende haben rund 2800 Schulversuche dazu an den rund 3100 Volksschul-Standorten stattgefunden. Dafür sind die Ausarbeitung eines Schulversuchsplans, die Genehmigung des Landesschulrats sowie die Zustimmung von mindestens zwei Drittel der betroffenen Eltern und Lehrer erforderlich. Außerdem muss sichergestellt sein, dass "auf Verlangen der Erziehungsberechtigten die Beurteilung im Jahreszeugnis jedenfalls durch Noten zu erfolgen hat".

In der Praxis haben sich drei Formen der alternativen Leistungsbeurteilung durchgesetzt: Verbale Beurteilung, Lernzielkataloge (Pensenbücher) sowie die Beurteilung direkter Leistungsvorlagen - auch Mischformen sind möglich (siehe unten). Zudem können an Volksschulen, Sonderschulen und Neuen Mittelschulen den Ziffernnoten schriftliche Erläuterungen hinzugefügt werden. Dafür ist nur ein Beschluss des aus Eltern- und Lehrervertretern gebildeten Klassen- bzw. Schulforums nötig.

Drei hauptsächliche Varianten

Bei der verbalen Beurteilung werden meist in einem möglichst kindgerecht gehaltenen persönlichen Brief die Lernfortschritte des Kindes beschrieben. Dabei sollen die Eltern und Kind informiert werden, inwieweit Lernziele erreicht und in welcher Weise Aufgaben bearbeitet werden. Vermieden werden soll darin ein Vergleich mit anderen Schülern. Erreichte Ziele werden schriftlich festgehalten und im Zeugnis dokumentiert.

Lernzielkataloge stammen aus der Montessori-Pädagogik und setzen vor allem auf Selbstevaluierung. Dabei wird das Erreichen von Lernzielen in einem "Pensenbuch" festgehalten - damit sollen Eltern und Schüler unmittelbar über Fortschritte informiert werden. So entsteht eine Art Kompetenzprofil, das auch die Basis für regelmäßige Eltern- bzw. Schülergespräche bildet. Das Pensenbuch muss außerdem am Ende eine offizielle Mitteilung enthalten, ob das Klassenziel erreicht wurde. Notenähnliche Beurteilungen wie A, B oder C sollen vermieden werden.

Bei der direkten Leistungsvorlage werden meist Portfolios (Sammelmappen) mit den bisherigen Leistungen der Schüler angelegt. Das können neben schriftlichen Leistungen auch etwa Tonband- oder Videoaufzeichnungen oder auch Ergebnisse von Projektarbeiten sein, aber auch eher "im Vorbeigehen" demonstrierte Kompetenzen wie das Vorlesen vor den Eltern. Diese Portfolios werden dann möglichst häufig, mindestens aber zu Semesterende mit den Eltern bzw. Kindern besprochen. Im davon angefertigten Gesprächsprotokoll wird ebenfalls die offizielle Mitteilung über das Erreichen des Klassenziels festgehalten.

(APA)

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