Landertshammer:„Die Schulverwaltung zertrümmern“

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Die Wirtschaftskammer will die Länder entmachten und den Schulen mehr Autonomie geben. So könne man bis zu 700 Millionen Euro im Jahr sparen.

Wien. Einen radikalen Schnitt in der Schulverwaltung fordert die Wirtschaftskammer – und wählt dazu ebenso radikale Worte: Die Schulverwaltung müsse man „zertrümmern und dann komplett neu aufsetzen“, so Michael Landertshammer, Leiter der bildungspolitischen Abteilung der WKO. Das Modell, dass der WKO vorschwebt: Schulen sollen weitgehend autonom agieren und von einer unabhängigen Agentur evaluiert werden.

Demnach sollten die Schulen Personalhoheit über die Lehrer bekommen und ein Globalbudget erhalten. Über ihr eigenes Schulprofil mit entsprechenden Schwerpunkten dürften sie selbst entscheiden und mit dem Bund Zielvereinbarungen abschließen. Dass die Ziele erfüllt werden, dafür solle eine externe Agentur garantieren, so Landertshammer. Diese könne evaluieren, ob Rahmenlehrpläne eingehalten werden und wie viele Schüler die Schule absolvieren bzw. die Reife für die nächste Ausbildung erlangen. „Ich muss mich auch von Lehrern trennen können“, so Landertshammer. „Umgekehrt sollen jene, die sich überengagieren, auch etwas davon haben.“ Gleiches gelte für Direktoren – auch diese sollten abberufen werden können.

Bund soll Rahmen festlegen

Spätestens bei der Frage nach den Kompetenzen wird sich die ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer in der Partei keine Freunde machen: Eine Verländerung des Schulwesen finde er „skurril“, so Landertshammer. „Ich kenne kein einziges Beispiel in der Geschichte Österreichs, dass irgendetwas billiger geworden wäre, wenn man es den Ländern übergeben hat.“

Die Rahmenbedingungen solle, so der Wunsch der WKO, daher der Bund vorgeben. Den Schulen käme eine hohe Autonomie zu, dazwischen sollten regionale Einrichtungen das Angebot steuern. Etwa auch, um Fehlentwicklungen in den Spezialisierungen der Schulen zu verhindern: „Im Waldviertel gibt es derzeit vier Handelsakademien, aber kaum Betriebe, die Absolventen dieser Schulform brauchen“, erzählt Landertshammer.

Eine solche Struktur würde ein hohes Einsparungs- bzw. Effizienzpotenzial bergen, ist Landertshammer überzeugt. Er stützt sich auf eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft und des Management Club. Demnach könne man bundesweit 100 Millionen Euro bzw. 600 Verwaltungsstellen einsparen, indem man Landes- und Bezirksschulräte, Schulämter der Landesregierungen sowie Landes- und Bezirksschulinspektoren abschaffe und stattdessen die besagte Evaluierungsagentur finanziere. Rechne man die Kosten dazu, die durch falsche Schülerströme und Fehlallokation der Mittel dazukommen, sei man bei einem Einsparungspotenzial von bis zu 700 Millionen Euro.

Die WKO fordert erneut „eine Art Konvent oder Klausur“ in Sachen Schulverwaltung, bei der alle Akteure die weiteren Reformschritte planen können. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2014)

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