Neue BIFIE-Chefs, alte Probleme

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THEMENBILD: BIFIE(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek setzt bei den interimistischen Chefs des von Pannen geplagten Bildungsinstituts auf Kontinuität. Dabei stünden große Reformen an.

Wien. Die neue Führung des angeschlagenen Bildungsinstituts BIFIE steht fest. Zumindest für die nächsten paar Monate – bis klar ist, was mit dem Institut passiert, dessen Zukunft nach Datenleck und Pannen bei der Zentralmatura zur Disposition steht. Bis Mitte kommenden Jahres werden die BIFIE-Forscherin Claudia Schreiner und Jürgen Horschinegg aus dem Bildungsministerium das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung – wie das BIFIE mit ganzem Namen heißt – interimistisch führen. Das teilte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gestern, Donnerstag, mit.

Die bisherigen Chefs, Martin Netzer und Christian Wiesner, werden, wie mit der Ministerin Mitte Mai vereinbart, mit 31. Juli zurücktreten. Offiziell handelt es sich um einen freiwilligen Rückzug – Kritiker der Ministerin sehen die beiden Ex-Direktoren aber als Bauernopfer für die Patzer der vergangenen Monate. Vom kolportierten Golden Handshake ist wenig geblieben: Wie „Die Presse“ erfuhr, gibt es je fünf Monatsgehälter, die Höhe bleibt geheim. Insgesamt haben die Direktoren jährlich 150.000 Euro brutto verdient. Beide kehren nun in ihre alten Jobs zurück, Wiesner als (einfacher) Mitarbeiter ins BIFIE, Netzer ins Ministerium.

Die Frage, die sich nun stellt: Was bedeutet die Neubesetzung für die Zukunft des Instituts? Klar ist, dass es sich um keine sonderlich mutigen Personalentscheidungen handelt. „Beide Experten“, so Heinisch-Hosek, „kommen aus dem System und kennen das BIFIE sowie die Herausforderungen der BIFIE-Reform sehr gut.“ Das ist nur eine von mehreren Sichtweisen. Mit Claudia Schreiner hat Heinisch-Hosek ausgerechnet eine langjährige Vertraute des früheren BIFIE-Chefs Günter Haider bestellt. Haider, der im Unfrieden geschieden ist, darf zumindest als mitverantwortlich für manche Fehlentwicklungen des Instituts gelten. Jürgen Horschinegg war bislang Leiter der Abteilung Strategie- und Qualitätsentwicklung in der Berufsausbildung im Ministerium und galt in dieser Funktion als durchaus kompetent. Ob er die nötigen Reformen angehen wird, wird sich erst weisen. Schreiner sieht das aber auch gar nicht unbedingt als Aufgabe der neuen Direktoren. Für die interimistische Leitung „geht es vor allem darum, das BIFIE arbeitsfähig zu halten“, sagte sie dem ORF-Radio.

Fehlen Kompetenzen für Matura?

Vor allem in einem Punkt gibt es Zweifel, ob den Übergangschefs das gelingt: bei der Zentralmatura, dem vordringlichsten Thema des BIFIE im kommenden Jahr. Der frühere BIFIE-Chef Josef Lucyshyn ist nicht überzeugt: „Das ist keine gute Entscheidung, weil weder Schreiner noch Horschinegg mit der sensiblen Zentralmatura vertraut sind“, sagte er zur „Presse“. Die neue Matura ist aber im Frühjahr für alle Gymnasien in Österreich Pflicht. Es stellt sich aber die Frage, ob Heinisch-Hosek mit der Bestellung zweier interimistischer Chefs nicht wertvolle Zeit verliert. Beide Verträge laufen laut Ministerium bis 30. Juli 2015, längstens aber bis zur „Findung einer fixen Leitung“. Hier zuzuwarten könnte raschen Verbesserungen abträglich sein.

Klar ist, dass die Entscheidung über eine mögliche Verkleinerung des BIFIE ansteht, die die Ministerin mehrfach ankündigte. Wie diese aussehen wird, ist offen. Die Szenarien reichen von der Auflassung eines der beiden Standorte über die Auslagerung einzelner Aufgaben an Unis bis zur kompletten Wiedereingliederung ins Bildungsressort.

ZU DEN PERSONEN

Claudia Schreiner (40) leitet derzeit das BIFIE-Department Bildungsstandards und Internationale Assessments. Sie wird den Standort Salzburg leiten, der für Bildungsstandards und Studien wie PISA zuständig ist. Sie absolvierte ein Lehramtsstudium und forschte im Bereich Erziehungswissenschaften an der Uni Salzburg.

Jürgen Horschinegg
(50) kommt aus dem Bildungsministerium. Er ist Leiter der Abteilung Strategie- und Qualitätsentwicklung in der Berufsausbildung in der SektionII. Horschinegg studierte Erziehungswissenschaften. Er wird den Standort Wien leiten, dessen Fokus auf der Zentralmatura liegt. [ BIFIE, BMBF ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2014)

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