Woran es den Islamlehrern mangelt

Das Fünf-Punkte-Programm von Unterrichtsministerin Schmied zum Islamunterricht ist zu begrüßen, doch stellt sich die Frage: Kann man durch ein schnelles Verfahren „Altlasten“ beseitigen? Bestandsaufnahme eines Islamlehrers.

Offensichtlich wurden die Lehrer des islamischen Religionsunterrichts nach politischem Kalkül ausgewählt, welchen Vereinen sie angehörten. Denn diese waren und sind scheinbar die Basis der islamischen Glaubensgemeinschaft, die schlussendlich deren Mitglieder in die „Wahllokale“ der IGGiÖ schickten – Lehrer zu bestellen war sozusagen eine Art Geste an die Vereine.

Dem größten Teil der islamischen Lehrerschaft fehlt das nötige Wissen, das Verständnis für den Beruf „Lehrer“ ist nicht vorhanden. Und meist steht es bei ihnen auch sehr schlecht mit der deutschen Sprache. Mittlerweile gibt es sicher die Möglichkeit der Ausbildung. Aber welche? Für wen? Wer unterrichtet? Diese Möglichkeit ist nur in Wien vorhanden. Was ist mit den anderen Bundesländern?

Es werden trotzdem Lehrer eingestellt, die keine pädagogische Ausbildung gemacht haben und die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Viele der muslimischen Religionslehrer haben keine Voraussetzungen, um den Lehrerberuf auszuüben. Das zentrale Interesse ist meist das Sammeln von Stunden und nicht die Wissensvermittlung an die Schüler oder das Fach selbst. Ein weiteres verheerendes Problem ist die Inkompetenz in der deutschen Sprache.

Keine Gesprächspartner in der IGGiÖ

Jeder Lehrer zahlt für seine Stunden einen Solidarbeitrag an die IGGiÖ. Dies ist im Vertrag zwischen Lehrer und IGGiÖ verankert. Aber was geschieht mit dem Geld? Niemand hat mich informiert, was mit meinem Geld tatsächlich gemacht wurde! Dieses Geld ist nicht zu verwechseln mit dem Mitgliedsbeitrag an die IGGiÖ.

Man muss zum Schulbeginn (Wiener Schulzeit) nach Wien fahren, um an einer „Konferenz“ teilzunehmen. Und wehe, man erscheint nicht zu dieser „Konferenz“! Jeder Inspektor (insgesamt sieben für ganz Österreich) versammelt seine Lehrer, nach Bundesland, um sich. Es wird über Organisatorisches geredet, jedoch nicht über die Qualität des Unterrichts. Auf meinen Vorschlag, für Tirol und Vorarlberg andere Zeiten und ein Treffen in Innsbruck oder Bregenz zu organisieren, wurde nicht eingegangen. Man fährt nach Wien um des Dienstbriefes (Missio) willen!

Die Lehrer werden selbstverständlich durch den Inspektor kontrolliert. Dieser ist jedoch letztes Jahr bei mir nicht erschienen. Ihn interessiert nur, wie viele Stunden man hält und wo, die Zahl der Schüler, die Personaldaten mit der Kontonummer (!), ob man das Geld überwiesen hat oder nicht und die Jahrespläne, die man ihm Anfang des Schuljahres schicken muss. Zu den Jahresplänen: Diese müssen nicht unbedingt mit dem Unterricht übereinstimmen. Alles muss man an den Schulkoordinator schicken! (Ist das erlaubt?) Dadurch werden Machtzentren innerhalb der Lehrerschaft gebildet.

Vor zwei Jahren besuchte mich einmal der Inspektor. Er kam aber nicht alleine zu mir, sondern überraschenderweise mit dem Schulkoordinator, der selber Lehrer ist und eigentlich zu jener Stunde unterrichten sollte. Beide inspizierten alle Lehrer in Vorarlberg (Frage an die Schulbehörden: Ist das gesetzeskonform?), und ein Jahr später bekamen alle Lehrer denselben Inspektionsbericht, der sieben Zeilen umfasste.

Ich frage mich hier: Ist den Fachinspektoren bewusst, welche Aufgaben sie haben? Nach welchen Kriterien hat man sie ausgesucht? Die Behörden sollen auch die Kompetenz der Inspektoren überprüfen, denn sie kommen von derselben Basis wie die Lehrer auch. Also wird der Islamunterricht sicher nicht besser dadurch, dass man mehr Kontrolle durch die Fachinspektoren oder einen umfassenden Tätigkeitsbericht verlangt. Wenn ein Problem auftaucht, findet man in der IGGiÖ keinen Gesprächspartner. Ich verstehe auch nicht, dass von den Schulen aus bisher selten reagiert wurde, wenn ein Lehrer mit schlechtem Deutsch kam und seine Missio vorlegte. Ich habe gehofft, dass sich etwas durch die Neuwahl der IGGiÖ verändern würde, doch leider hat eine Wahl bis heute noch nicht stattgefunden.

Bezüglich der Fortbildung der Lehrer sollte man die Internetseite des Schulamts der IGGiÖ besuchen, um sich ein klares Bild zu machen. Das gravierende Manko der Lehrer kann man nie durch ein paar Fortbildungsseminare im Jahr bekämpfen! In Vorarlberg wurden in den letzten zwei Jahren die Fortbildungen in einer „Moschee“ eines Vereins abgehalten, was meines Erachtens nicht passend für die Fortbildung der Lehrer ist, denn ein Verein hat nichts mit der Lehrerschaft zu tun. Für die Aus- und Fortbildung der Lehrer würde eine Einbindung der pädagogischen Hochschulen in jedem Bundesland sinnvoller sein.

Brauchen Transparenz in allen Ecken

Frau Ministerin! Die Probleme sind sicher nicht durch ein schnelles Verfahren zu beseitigen! Man braucht für all diese Punkte Zeit und eine Umstrukturierung der IGGiÖ, denn die IGGiÖ ist selbst das Problem mit ihren jetzigen Strukturen. Wir brauchen neue Wahlen, Selbstkritik und in allen Ecken Transparenz sowie eine Reform des Schulamts der IGGiÖ.

Ich schlage vor: Die pädagogischen Hochschulen sollten in jedem Bundesland islamische Pädagogik anbieten. Der Islamlehrer müsste alle möglichen Kurse, Seminare, die er für den Unterricht braucht, besuchen und eine Prüfung ablegen. Somit wäre in allen Bundesländern eine pädagogische Ausbildung gewährleistet.

Aly El Ghoubashy ist AHS-Lehrer am Gymnasium Schillerstraße in Feldkirch, Vorarlberg.


meinung@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2009)

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