Zentralmatura: Kompromiss bei Vorbereitung

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Laut Bildungsressort gibt es eine Lösung für die gekürzten Stunden: Die Zeit nach der Notenkonferenz wird umorganisiert.

Nach Schülerprotesten und heftiger Kritik gibt es bei der Vorbereitung für die mündliche Matura nun einen Kompromiss. Die Bundesreifeprüfungskommission hat sich laut einer Aussendung des Bildungsressorts darauf geeinigt, dass die Zeit zwischen Notenkonferenz und dem offiziellen Ende der achten Klasse zur Vorbereitung auf die mündlichen Prüfungen genützt werden kann. Konkret können die Schüler in diesen etwa zehn Tagen sowohl in der eigenen Klasse als auch in den Parallelklassen jene Fächer und Wahlpflichtfächer besuchen, in denen sie maturieren werden.

Der Streit hatte sich an der Kürzung der Vorbereitungsstunden entzündet: Dabei geht es um jene Stunden, die zwischen schriftlicher und mündlicher Matura zur Vorbereitung auf letztere zur Verfügung stehen. Bisher wurden den Lehrern in Nebenfächern pro Klasse in der Regel acht Stunden bezahlt, in Hauptfächern zwölf oder 16. Künftig sind es nur mehr vier, außerdem werden alle Kandidaten eines Prüfungsfachs klassenübergreifend in einer Gruppe zusammengefasst.

"Verstehe die Sorgen und Ängste"

Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter fürchteten deshalb eine schlechtere Maturavorbereitung, Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) verwies zuletzt dagegen auf das geänderte Maturasystem. Mit der neuen Reifeprüfung stünden seit spätestens Anfang Dezember alle Themenbereiche fest, damit könne die Vorbereitung schon jetzt starten. Die Stunden seien auch nicht für eine Stoffwiederholung gedacht, sondern zur Vorbereitung auf die Art der Fragestellungen und zur Übung der Präsentation.

Nun gab sich die Ministerin allerdings ausgesprochen verständnisvoll. „Damit haben die Schülerinnen und Schüler mehr Betreuungszeit und können sich bestmöglich vorbereiten“, so Heinisch-Hosek. „Ich verstehe die Sorgen und Ängste der SchülerInnen und mit dieser Lösung wird die Vorbereitungszeit erweitert.“ Die neue Matura bedeute einen Systemwechsel. "Umso wichtiger ist es, dass heute gemeinsam mit allen Betroffenen ein zusätzliches Angebot geschaffen werden konnte."

Schüler: "Gangbare Soforthilfemaßnahme"

Bundesschulsprecher Lukas Faymann sah den Vorschlag emischt: Dabei handle es sich zwar um eine "gangbare Soforthilfemaßnahme , aber keine langfristige Lösung". Die Forderung der Schüler nach einer Aufstockung der regulären Vorbereitungsstunden bleibe aufrecht. Diese Lösung könne nur für dieses Schuljahr gelten, nachher müsse sie evaluiert werden.

Der Kompromiss ist für den Vorsitzenden der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, die "für heuer einzig machbare und realistische Lösung, die auch im Sinn der Schüler ist". Ob sie auch langfristig sinnvoll sei, könne er jetzt noch nicht sagen: "Man muss sowieso die ganze Matura evaluieren", so Quin. Die nun erarbeitete Lösung bedeute keine zusätzliche Belastung für das Budget. Die Lehrer würden den Unterricht noch innerhalb ihrer Lehrverpflichtung leisten - "es ist aber auch keine Mehrbelastung für die Lehrer", so Quin.

Grüne, Neos: "Nicht gut bestellt"

Für den Bildungssprecher der NEOS, Matthias Strolz, ist trotz des Kompromisses, mit dem "Unterrichtseinheiten nach Notenschluss zweckentfremdet" würden, "keine langfristige Lösung in Sicht". Vor dem Hintegrund der teils schlechten Noten bei der vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) zur Matura-Vorbereitung zur Verfügung gestellten Modellschularbeit in Mathematik fordert er in einer Aussendung mehr Vorbereitung.

Um die Zentralmatura sei es "nicht gut bestellt", so der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser. Das äußere sich "an den dürftigen Ergebnissen der Probe-Schularbeiten von vor einer Woche". Heinisch-Hosek solle das "Chaos" möglichst schnell in Ordnung bringen. Scheitere die Zentralmatura, dann sei die Ministerin "rücktrittsreif", so Walser.

Lehrer: Aufgaben nicht kontrollieren

Auch für die schriftliche Zentralmatura gab es Klarstellungen: Die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) gelieferten Aufgaben müssen von den Lehrern nicht vorab kontrolliert werden. Die Materialien würden an eine dazu berechtigte Person an der Schule zugestellt, die ?nur den Erhalt bestätige und die Anzahl der gelieferten Kuverts pro Fach mit der Zahl der Maturanten vergleiche. Das Zählen einzelner Blätter sei "natürlich nicht notwendig", so die Ministerin.

(Red./APA)

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