Undercover: Lehrerin filmte heimlich ihre Schüler

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Für die TV-Dokumentation "Undercover Teacher" filmte die britische Lehrerin Alex Dolan das aggressive und respektlose Verhalten ihrer Schüler. Nun droht ihr der Entzug der Lehrerlaubnis.

Schüler, die während des Unterrichts Musik auf ihren Handys abspielen. Schüler, die Lehrer schlichtweg ignorieren. Machtkämpfe zwischen Lehrern und Kindern, bis der Unterricht endlich beginnen kann. Raufereien in den Klassenzimmern und auf den Gängen. Das alles sieht man in der TV-Dokumentation "Undercover Teacher" durch die Augen der britischen Lehrerin Alex Dolan.

Mit einer versteckten Kamera filmte sie das Verhalten ihrer Schüler im Klassenraum. Die Gesichter der gefilmten Kinder sind selbstverständlich retouchiert. Für viele Briten macht sie der Gang in die Öffentlichkeit zu einer mutigen Frau, die das Chaos in den Schulen aufdeckt. Für andere hat sie jedoch schlicht ihre Kompetenzen überschritten. Und genau deshalb droht ihr jetzt der Entzug ihrer Lehrerlaubnis.

Dolan sagt, dass sie keine einzige der kritischen Situationen herbeigeführt habe - sie hätte als Lehrerin immer ihr Bestes gegeben. Die 33-Jährige war bei einer Agentur für Hilfslehrer unter Vertrag, wie spiegel.de berichtet. In sechs Monaten unterrichtete sie an insgesamt 16 verschiedenen Schulen, um erkrankte Lehrer zu vertreten oder nicht besetzte Stellen auszugleichen, wie das in Großbritannien üblich ist.

Sie habe die Zustände an britischen Schulen öffentlich machen wollen, sagt Dolan. Sie hoffte, dass die Ausstrahlung eine Diskussion über überforderte und unterbezahlte Lehrer auslösen würde.

Kollegen berichteten der Hilfslehrerin von körperlichen Angriffen und Drohungen durch einzelne Schüler. Der Film dokumentiert aber auch, wie Lehrer in Leeds versuchen, die Probleme vor den Kontrolleuren der Schulaufsicht zu verbergen. Sie selbst ist noch immer aufgewühlt von den Erfahrungen, die sie mit ihren Schülern machte. In Ausschnitten ist der Film auf YouTube zu sehen.

Dolan muss sich für ihre Kompetenzüberschreitung vor dem "General Teachers Council" verantworten. Wenn das Gremium zu dem Schluss kommen, dass Dolan ihre Position missbraucht hat, droht ihr der Entzug der Lehrerlaubnis. Der Programmchef von "Channel 4" verteidigte Dolan am Montag vor dem Lehrergremium: "Es ging uns nicht darum, Kinder oder Lehrer bloßzustellen. Aber wir wollten der Öffentlichkeit zeigen, wie es in einigen unserer Schulen wirklich zugeht", sagte er einer britischen Nachrichtenagentur. Deshalb sei die Dokumentation von öffentlichem Interesse gewesen.

Mit einiger Verspätung soll nun eine Entscheidung fallen. Begonnen hat der Streit um die Undercover-Lehrerin schon 2005, als sie an vier Schulen in London und Leeds unterrichtete und filmte. Der Stadtrat von Leeds hatte gegen die Ausstrahlung geklagt, doch die Richter entschieden, dass die Sendung im öffentlichen Interesse sei. Derzeit arbeitet Dolan als Journalistin, aber sie findet den Gedanken, nicht mehr unterrichten zu können, unerträglich.

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.