Lehrer für mehr Autonomie - nicht aber beim Personal

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Direktoren hätten gern das Recht, Lehrer zu kündigen. Die Pädagogen sind da eher skeptisch.

Lehrer können sich in vielen Bereichen vorstellen, Entscheidungen am Schulstandort autonomer zu treffen. Die Idee der Personalhoheit für Direktoren mit der Möglichkeit, auch Kündigungen auszusprechen, stößt aber auf deutlich weniger Zustimmung. Das sind die Ergebnisse einer von der von den NEOS initiierten Plattform "Talente blühen" in Auftrag gegebenen Studie.

Im Zuge der Online-Umfrage "Was Lehrer wirklich wollen" antworteten 1460 Lehrer (95 Prozent der Befragten) und Direktoren (fünf Prozent) auf Fragen zur Schulautonomie. Es habe sich gezeigt, dass "Lehrer mehr Freiheit wollen und bereit sind, stärker in die Verantwortung zu gehen", sagte NEOS-Parteichef Matthias Strolz bei der Studienpräsentation heute, Dienstag, in Wien.

Mit den alltäglichen Arbeitsbedingungen in den Klassen zeigten sich die Lehrer relativ zufrieden, wie Studienautor Peter Hajek erklärte. Das lege den Schluss nahe, dass Schule nicht unbedingt ein "Brennpunkt größter Probleme" sei. Weniger zufriedene Pädagogen gibt es laut Hajek in größeren und öffentlichen Schulen und im städtischen Bereich.

Lehrer wollen mehr entscheiden

Überraschend oft gaben die Befragten an, dass sie lieber selbst über Dinge entscheiden würden, die aktuell im Bildungsministerium und in den Landesschulräten bestimmt werden: 34 Prozent würden "sehr oft" gerne autonom handeln. Am häufigsten würden die Pädagogen selbst über Lehrinhalte und -pläne, die Art der Leistungsbeurteilung und flexible Stundenkontingente entscheiden. Läge es an ihnen, gebe es auch weniger vorgegebene Tests wie etwa die Erhebung der Bildungsstandards, weniger Vorgaben aus dem Ministerium und weniger Dokumentationspflicht und Bürokratie.

73 Prozent der Lehrer stimmen "voll und ganz zu", wenn es darum geht, selbst zu entscheiden, welche Fortbildungen sie absolvieren. Ein hoher Prozentsatz möchte unter anderem auch mehr Gestaltungsspielraum, was den Einsatz von Lehrmitteln betrifft (58 Prozent stimmten voll zu). Hohe Zustimmung gibt es etwa auch, wenn es um eigenständige Entscheidungen zur Gestaltung des Schulalltags, auch abseits der üblichen 50-Minuten-Einheiten geht (66 Prozent). Viel ungeteilte Zustimmung fand auch die Idee eines Globalbudgets, über dessen Verwendung Schulen selbst entscheiden (59 Prozent).

Direktoren wollen feuern können

Anders das Bild bei der Frage, ob Direktoren die Lehrer an ihrer Schule selbst aussuchen sollen: Hier stimmten nur 38 Prozent voll zu. Auch die Idee, dass Direktoren die Möglichkeit bekommen, Dienstverhältnisse wieder auszulösen findet nur bei 29 Prozent volle Zustimmung. Ganz anders sei hier das Bild bei den Direktoren: Sie stimmten diesen beiden Punkten durchwegs zu, erklärte Hajek. Strolz, der auch Bildungssprecher der NEOS ist, stimmen die Ergebnisse zur Personalautonomie "nachdenklich". Hier zeige sich, dass das Thema Schulautonomie nicht über die Personal-, sondern die pädagogische Autonomie angegangen werden sollte.

(APA)

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