Nachhilfe der Stadt Wien: 9000 Anmeldungen an AHS und NMS

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Bei den Zehn- bis 14-Jährigen ist die Nachhilfe nun angelaufen - etwas anders als an den Volksschulen. Es gibt auch Kritik - Stichwort "Wahlkampfzuckerl".

Wird sich die Gratis-Nachhilfe der Stadt Wien bald positiv auf die Noten der Pflichtschüler auswirken? Vor einer solchen Annahme warnte am Montag Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ), als er eine erste Bilanz zog. Er hoffe aber, dass man in den nächsten Jahren einen Trend zu mehr positiven Schulabschlüssen sehen werde können.

An den Volksschulen, wo die "Förderung 2.0" bereits im vergangenen Herbst startete, wird das Angebot stark nachgefragt: An allen 220 öffentlichen Schulen finden Kurse statt, konkret in 2462 Klassen. Die meisten Defizite gibt es offenbar in  Deutsch/ Lesen, hier werden 600 Kurse angeboten. In Mathematik sind es 360, in Deutsch als Zweitsprache rund 200 Kurse. In weiteren 400 Kursen gibt es allgemeine Lernhilfe und Aufgabenbetreuung. Insgesamt nehmen rund 15.000 Schüler teil.

In den Volksschulen entscheiden die Lehrer darüber, welche Kinder die Kurse belegen sollten, wie Oxonitsch erklärte. Gedacht sei das Angebot für all jene, denen eine negative Note drohe, und nicht für Schüler, "wo die Eltern glauben, es muss unbedingt ein Einser statt einem Zweier sein".

9000 Anmeldungen an AHS und NMS

Neu dazugekommen mit 9000 Anmeldungen ist im Februar die Nachhilfe für die zehn- bis 14-Jährigen Schüler: Derzeit halten rund 300 Lernbetreuer an 130 Mittelschulen und AHS-Unterstufen mehr als 1000 Kurse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch ab.

Dieser Förderunterricht ist schon vom Konzept her völlig anders: Für die Volksschulen ist der Stadtschulrat zuständig, für die Kurse an den NMS und AHS die Wiener Volkshochschulen. Sie organisieren die Förderung und stellen das Personal dafür.

Personal "von außen"

Während also an den Volksschulen tatsächlich Lehrer unterrichten, die ihre Stunden aufstocken oder zusätzlich angestellt werden, sind für die älteren Schüler vielfach Lernbetreuer im Einsatz, die zum Beispiel vorher in der Erwachsenenbildung tätig waren - oder überhaupt einfach "Personen mit Fachwissen". Darunter fallen Studenten, aber auch Techniker, da von diesen gute Mathematik-Kenntnisse erwartet werden. Qualifiziertes Personal wird weiterhin gesucht, die Kurse seien aber gesichert.

Dass diese Nachhilfelehrer sozusagen "schulfremd" sind, sieht Stadtrat Oxonitsch sogar als Vorteil. Denn wenn die Stammlehrer etwas im Unterricht nicht richtig vermitteln könnten, würde das vielleicht auch am Nachmittag auch nicht funktionieren.

Probleme mit zu wenig Räumen

Die Volkshochschulen sehen derzeit als größtes Problem, dass es zuwenig verfügbare Räume an den Schulen gibt. Manche Schulen könnten gar keine oder kaum Klassenzimmer zur Verfügung stellen können, sagt Mario Rieder, der Geschäftsführer der VHS Wien. Somit müssen manche Schüler zur Nachhilfe auch zu einem anderen Standort fahren.

Sehr erfreulich sei, dass man die Zielgruppe erreiche, sagt Rieder: "Wir erreichen auch jene Familien, die bildungs-benachteiligt sind. Das zeigt sich bei den Anmeldungen." Die Schüler an den AHS-Unterstufen und den Neuen Mittelschulen werden am Nachmittag jeweils von 14 bis 16 Uhr oder von 16 bis 18 Uhr in Kleingruppen unterrichtet.

Parallel zu den Kursen an den Schulen werden nun auch Lernstationen an den VHS-Standorten eingreichtet. Dorthin können Kinder am Nachmittag kommen, wenn sie punktuelle Fragen haben oder mit der Hausübung nicht zurecht kommen. 17 Stationen in verscheidenen Bezirken sind schon eingerichtet.

Besser "in Regelunterricht investieren"

Die ÖVP Wien ragiert auf die neuen Zahlen zur "Förderung 2.0" mehr als skeptisch. Die Mittel würden falsch eingesetzt, heißt es: "SPÖ und Grüne sollten das Geld nicht für Schlagworte und Wahlkampfzuckerl verwenden, die sich gut plakatieren lassen, sondern direkt in die Wiener Schulen und somit in den Regelunterricht investieren", sagt die Bildungssprecherin der ÖVP Wien, Isabelle Leeb. Eine Kritik, die auch schon von einzelnen Schulen und Lehrern zu hören war.

Tatsächlich macht die Auslagerung der Organisation an die Volkshochschulen die Nachhilfe nicht unbedingt unkomplizierter, aber eine Änderung scheint aber unwahrscheinlich. Denn erstens sei der Bund für den Regelunterricht zuständig, wie Oxonitsch sagt. Und zweitens soll die Förderung "klar und deutlich als Leistung der Stadt" präsentiert werden.

Diese Leistung lässt sich die Stadt auch einiges kosten: 20 Millionen Euro werden dafür jährlich in die Hand genommen. Das Vorhaben ist erst einmal auf drei bis vier Jahre ausgelegt, wie Oxonitsch sagt. Als nächsten Schritt kündigt die Stadt eine Evaluierung der Förderung 2.0. an, die sie selbst durchführen wird. Vor allem im Gespräch mit Direktoren sollen Maßnahmen zur Verbesserung gefunden werden.

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