Hans Niessl findet Häupls Bemerkung über die Arbeitszeit der Lehrer ebenso unlustig wie die Sozialdemokatischen Lehrer (SLÖ).
Für Bürgermeister Michael Häupl ist diese Aussage ein Witz: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig." Von Lehrerseite wird er eher nicht als solcher gesehen, zum Lachen fanden auch viele Parteikollegen den Sager nicht.
Selbst der Burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl sprach gegenüber der "Presse" von einem "nicht gelungenen Scherz". Der ehemalige Lehrer betont, dass die Arbeitszeit der Pädagogen nicht 22, sondern mindestens 40 Stunden pro Woche betrage. Niessl, der selbst gerade im Wahlkampf ist, verstand die "Dienstagmittag"-Bemerkung als Witz, wie er sagt - aber als schlechten.
Am Mittwoch reagierten auch die roten Pädagogen auf Häupls Aussage: "Grundsätzlich schätze ich die markigen Sprüche von Häupl, die Aussage zur Lehrerarbeitszeit ist jedoch alles andere als witzig und stößt alle LehrerInnen vor den Kopf", sagte Patrick Wolf in seiner Funktion als Vorsitzender des Sozialdemokratischen LehrerInnenvereins (SLÖ).
Pikant: Patrick Wolf ist auch der Büroleiter von Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Er verbinde die Funktion als Vorsitzender des Vereins aber nicht mit der als Büroleiter, sagte er zur "Presse". Ihn schmerze eine derartige Meldung, weil Häupl prinzipiell als schul- und lehrerfreundlich gelte.
Rote Fachgruppe distanziert sich
Die Wiener Fachgruppen der AHS- und BMHS-LehrerInnen im BSA (Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen) distanzierten sich ebenfalls. Eingemahnt wurde ein wertschätzender und sachlicher Ton. "Darüber hinaus möchten wir festhalten, dass die Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer nicht nur aus der Anwesenheit in den Klassen besteht, sondern auch andere Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts als Arbeitszeit veranschlagt werden müssen", wurde in einer Aussendung erläutert. Wenn der Bürgermeister bei Politikern die volle Arbeitszeit einberechne, müsse das auch für Lehrer gelten.
(Red.)