Politische Bildung soll ab Herbst Pflichtmodul werden

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Seit 1978 ist Politische Bildung fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Auch das soll überarbeitet werden.

Ab Herbst soll die Politische Bildung als sogenanntes Pflichtmodul ab der sechsten Schulstufe aufsteigend im Geschichte-Unterricht verankert werden. Das kündigte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Freitag in einer Aussendung an. Außerdem soll das Unterrichtsprinzip, mit dem Politische Bildung auf allen Schulstufen und in allen Schulformen verankert ist, überarbeitet werden.

"Damit stellen wir die Politische Bildung auf neue Beine und stärken ihre Bedeutung", so Heinisch-Hosek. Die Schaffung des Pflichtmoduls war bereits im Regierungsprogramm vereinbart.

Pflichtmodule sind Lehrplanbestandteile, die im Unterricht durchzugehen sind. Diese werden derzeit von einem Expertenbeirat erarbeitet. Anders als etwa an Hochschulen bedeutet ein Pflichtmodul aber nicht, dass Schüler dieses verpflichtend mit einer Prüfung abschließen müssen, um in dem Fach positiv benotet zu werden.

Pflichtfach nur an Berufsschulen

An Österreichs Schulen gibt es die Politische Bildung einerseits als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip, andererseits ist sie ab der achten Schulstufe meist Teil des Geschichte- oder Recht-Unterrichts. Nur an den Berufsschulen ist sie ein eigenes Pflichtfach.

1970 wurde die Politische Bildung als "Unverbindliche Übung" an den Schulen eingeführt, 1978 wurde sie zum Unterrichtsprinzip. Damit einher geht die Verpflichtung für Lehrkräfte aller Fächer, Themen der Politischen Bildung anlassbezogen in den Unterricht aller Schulstufen einzubauen. Gleiches gilt auch für die elf anderen Unterrichtsprinzipien wie Entwicklungspolitische Bildungsarbeit, Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern, Europapolitische Bildung, Gesundheitserziehung, Interkulturelles Lernen, Leseerziehung, Medienbildung, Sexualerziehung, Umweltbildung, Verkehrserziehung sowie Wirtschaftserziehung und Verbraucher/innenbildung.

Umbenennung von Geschichte

Um der Politischen Bildung mehr Gewicht zu geben, erfolgte 2001 im Zuge einer Lehrplanänderung für die elfte und zwölfte Schulstufe an den AHS die Umbenennung des Faches "Geschichte und Sozialkunde" in "Geschichte und Politische Bildung". Die Reform der Oberstufenlehrpläne für das Schuljahr 2004/05 sah dann eine Ausweitung der Fachbezeichnung auf die neunte und zehnte Schulstufe vor.

An Hauptschulen, Neuen Mittelschulen (NMS) und AHS heißt das Fach in der sechsten und siebenten Schulstufe "Geschichte und Sozialkunde". Im Zuge der Senkung des Wahlalters 2007 auf 16 Jahre wurde Politische Bildung mit Beginn des Schuljahres 2008/09 in der achten Schulstufe zum Schwerpunkt an allen Schulen. In diesem Jahr heißt das Fach daher "Geschichte und Politische Bildung".

An Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) und Berufsbildenden Höheren Schulen (BMHS) ist die Politische Bildung in verschiedenen Kombinationen mit Recht, Geschichte, Zeitgeschichte oder Geografie ab der neunten Schulstufe vorgesehen. An Berufsschulen gibt es sie als Pflichtgegenstand.

Selbstständiges Beurteilen als Ziel

2008 erarbeitete eine Expertengruppe im Auftrag des Bildungsministeriums das Kompetenzstrukturmodell, das seither den Lehrplänen zugrunde liegt. Unter "Politischer Urteilskompetenz" wird hier die Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft "zu einer selbstständigen, begründeten und möglichst sach- und wertorientierten Beurteilung politischer Entscheidungen, Probleme und Kontroversen" verstanden. "Politische Handlungskompetenz" soll etwa durch Simulationsspiele und im Rahmen der Einrichtungen der Schuldemokratie die Bereitschaft und Fähigkeit zu politischem Handeln gefördert werden.

"Politikbezogene Methodenkompetenz" sollen die Schüler entwickeln, "indem ein Repertoire von Methoden zur Analyse von Daten, Bildern und Texten vermittelt wird". Hier gelte es, Methoden kennenzulernen, "die dazu befähigen, sich mündlich, schriftlich, visuell und/oder in modernen Medien politisch zu artikulieren". Indem Konzepte des Politischen wie etwa Geschlecht, Schicht, Macht oder Knappheit und Prinzipien wie etwa Kontroversität, Intersubjektivität und Vollständigkeit in der Unterrichtsgestaltung thematisiert werden, will man "Politische Sachkompetenz" vermitteln.

(APA)

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