Zentralmatura: "Müssen von typisch halbherziger Lösung weg"

(c) APA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Bundesschulsprecher. Maximilian Gnesda wünscht sich im Abschiedsinterview, dass Schüler ein Mitspracherecht bei der Lehrerauswahl bekommen.

Die Presse: Was war das Überraschendste in Ihrem Jahr als Bundesschulsprecher?

Maximilian Gnesda: Es war ein Jahr voller Überraschungen: Zuerst die Bildungsreform, in die wir als Schüler nicht eingebunden waren. Dann die neue Bildungsministerin.

Waren das positive oder negative Überraschungen?

Beides zugleich. Mit der neuen Bildungsministerin, Sonja Hammerschmid (SPÖ, Anm.), sind wir in einem guten Einvernehmen. Da wird einer guten Zusammenarbeit nicht viel im Weg stehen. Bei der Bildungsreform ist es wichtig, dass man endlich damit beginnt, mit den Schulpartnern, also mit Schülern, Eltern und Lehrern, zu reden. Schlussendlich sind wir es, die in der Schule mitbekommen, wie sich so eine Reform auswirken kann.

Also ist die Bildungsreform in Ihren Augen nicht „fast geil“, wie es ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer in betont jugendlichem Jargon einst gesagt hat?

Es gibt viele Punkte, die uns gut gefallen, die könnte man vielleicht als „fast geil“ bezeichnen. Aber es gibt auch Punkte, bei denen es noch Veränderungspotenzial gibt, etwa bei der personellen Autonomie.

Welche Änderungen würden Sie da gern sehen?

Es ist gut, dass sich Direktoren die Lehrkräfte künftig aussuchen können sollen. Hier wäre es uns aber auch wichtig, dass man die Schulpartner miteinbindet.

Die Schüler sollen bei der Lehrerauswahl mitreden?

Es ist wichtig, dass man die Schulpartner beratend miteinbezieht. Man sollte gemeinsam überlegen, in welche Richtung sich die Schule entwickeln soll, und welche Lehrer man dazu braucht.

Was wünschen sich die Schüler selbst? Das wird sich nicht ganz mit der Bildungsreform decken.

Es hat viele Klagen über die Zentralmatura gegeben. Wir müssen hier von einer typisch halbherzigen österreichischen Lösung weg.

Und zwar wie?

Der Weg, der uns am liebsten wäre, ist eine teilzentrale Matura. Es sollte einen zentral geprüften Teil – meinetwegen auch mit zentraler Benotung – geben und einen Teil, den die Schule selbst übernimmt. In Gymnasien sollte es wieder eine unterschiedliche Mathematikmatura geben – je nachdem, ob man ein Gymnasium oder ein Realgymnasium besucht hat.

Leidet darunter nicht die angestrebte Vergleichbarkeit?

Wir müssen einen guten Mittelweg finden. Deshalb nicht der Weg zurück zur alten Matura, sondern eine teilzentrale Reifeprüfung.

Muss sich die nächste Zentralmatura-Generation Ihrer Meinung nach vor der Prüfung fürchten?

Eine gewisse Angst ist gut, sie ist aber nicht notwendig.

Die Regierung hat beschlossen, 750 Millionen Euro in den Ausbau von Ganztagsschulen zu stecken. Sind Ganztagsschulen bei Schülern eigentlich beliebt?

Schüler haben hier unterschiedlichste Meinungen. Wir müssen aufpassen, dass wir dem traditionellen Vereinswesen durch Ganztagsschulen nicht schaden. Das Nachmittagsprogramm muss sich mit der Schule vereinbaren lassen.

ZUR PERSON

Maximilian Gnesda (19) stand ein Jahr lang der Bundesschülervertretung vor. Er besuchte die Vienna Business School. Am Sonntag wird sein Nachfolger bzw. seine Nachfolgerin gewählt. Seit 2005 hat die ÖVP-nahe Schülerunion alle Bundesschulsprecher gestellt. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.