Durch das Autonomiepaket sollen mehr Entscheidungen am Schulstandort getroffen werden. Vier Direktoren erzählen, wie viel sie bisher schon selbst gestaltet haben und was sich durch die Reform für sie und ihre Schule ändern wird.
Die Bewertungen der neuesten Schulreform gehen weit auseinander: Während die Regierung das am Dienstag paktierte Schulautonomiepakt als modern, kindgerecht und zukunftsorientiert lobt, spricht die Lehrergewerkschaft von einer reinen PR-Masche der Regierung.
Die Reform hat vor allem ein Ziel – den Schulen mehr Freiheit zu bringen. Ihnen wird künftig weniger gesetzlich vorgeschrieben. Sie sollen viel mehr selbst entscheiden. So wurden etwa die Klassenschülerhöchstzahlen bzw. die Teilungszahlen aufgehoben. Direktoren dürfen also festlegen, wie viele Kinder in der Klasse sitzen. Auch für die 50-Minuten-Einheiten wurde das Ende eingeläutet. Wie lange die Schulstunden dauern, legt in Zukunft die Schule eigenständig fest. Mehr Flexibilität wird es auch beim Erstellen des Stundenplans geben. Denn die Einführung neuer Schulfächer wird vereinfacht.
Nicht nur diese neuen Freiheiten versprechen dem Direktor mehr Macht. Schulleiter sollen künftig auch bis zu acht Schulen gleichzeitig vorstehen können und einen ganzen Schulcluster, also einen Verbund aus mehreren Schulen, leiten. Direktoren sollen von Verwaltern zu Managern werden und ihr Team formen. Dazu gehört auch, dass sie sich ihre Lehrer selbst aussuchen. Nur loswerden können sie ungeeignete Pädagogen noch immer nicht.
„Die Presse am Sonntag“ hat vier Direktoren unterschiedlicher Schultypen gefragt, wie (ohn-)mächtig sie sich in ihrer Rolle bisher fühlten und ob sie sich von dem Autonomiepaket, dieser angeblichen PR-Masche der Regierung, überhaupt Veränderungen erwarten:
>>> Andreas Hübner von der Tourismusschule Wien 21
>>> Josef Reichmayr von der Lernwerkstatt Brigittenau
>>> Erika Tiefenbacher von der NMS Schopenhauerstraße
>>> Ilse Rollett von der AHS Rahlgasse
Bildungs- reform
Vor fast einem Jahr, am 17. November 2015, hat die Bundesregierung die Bildungsreform paktiert.
In einem ersten Teil wurde im Mai u. a. die leichtere Abschaffung von Noten in der Volksschule und ein besserer Übergang vom Kindergarten fixiert.
In dieser Woche wurde die Ausweitung der Schulautonomie konkretisiert. Bis Dezember sollen die Gesetze dazu den Ministerrat passieren.
Als nächstes soll die Schulverwaltung angegangen werden. Die Neuerungen sind zwischen Bund und Ländern aber strittig.
Noch offen ist auch ein zweites, besonders heikles Reformthema: die Gesamtschulmodellregionen.
Nichts getan hat sich auch beim zweiten verpflichtenden (und kostenlosen) Kinder- gartenjahr. Für den Bildungskompass gibt es bis dato nur ein vages Konzept.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2016)