Neues Benotungssystem bringt Fünfer

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Bei der Mathematikmatura müssen die Schüler heute vor allem im ersten Teil überzeugen. Bei den Grundkompetenzen. Die werden bei Mathematikschularbeiten oft zur Hürde.

Wien. Heute ab 8:30 Uhr absolvieren rund 41.000 Maturanten die Zentralmatura in Mathematik – also in jenem Fach, in dem sich durch die zentralen Aufgabenstellungen am meisten verändert hat. Die Schüler wurden in der Oberstufe auf die neue Art der Reifeprüfung vorbereitet. Nicht immer läuft das ohne Probleme.

In so manchem Gymnasium dürfte es durch die Umstellung auf die neue Prüfungsart in der sechsten und siebenten Klasse vermehrt Fünfer bei den Mathematikschularbeiten geben. Häufig müssen die sogar wiederholt werden. Etwa am BG und BRG Purkersdorf. In den dortigen drei siebenten Klassen hat es in diesem Schuljahr bisher zwei Schularbeiten gegeben. In zwei der drei Klassen mussten beide Mathematikschularbeiten aufgrund der vielen Fünfer wiederholt werden. In der anderen eine. Dort hatten 20 von 23 Schülern ein Nicht Genügend. „Das kann wohl nicht allein an den Schülern liegen“, beklagt die Mutter einer betroffenen Schülerin, die selbst Mathematiklehrerin an einer AHS ist.

Ist das ein Einzelfall oder ein flächendeckendes Problem? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Denn zentrale Aufzeichnungen über Schularbeiten werden nicht geführt. „Ich müsste sie anlügen, wenn ich sage, dass es hier kein Problem gäbe“, sagt AHS-Direktorensprecher Wilhelm Zillner zur „Presse“. „Hin und wieder“ würde die „ein oder andere“ Mathematikschularbeit im neuen Format „wirklich schlecht ausfallen“. Für besorgniserregend hält er das aber nicht. Auch Irene Ille, Direktorin des betroffenen Gymnasiums in Purkersdorf, ist um Beruhigung bemüht. Wichtig seien nicht die Einzelschularbeiten, sondern das Ergebnis, also die Zentralmatura. Und dabei hätten ihre Schüler bisher stets gut abgeschnitten.

Fragwürdige Notengebung

Dass es häufig viele Fünfer gebe, hänge mit der Systemumstellung, die es in Mathematik schon in den Schuljahren vor der Matura geben müsse, zusammen. Ganz glücklich scheint man an den Schulen über das neue System nicht zu sein. „Wir bereiten unsere Schüler auf das neue System so gut wie möglich vor. Ob es gescheit ist, ist eine ganz andere Frage“, sagt etwa Hubert Kopeszki, der Direktor des Goethe-Gymnasiums in Wien.

Kritik gibt es vor allem am Aufbau und der Beurteilung. Die neue Mathematikmatura setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Teil eins überprüft die Grundkompetenzen (siehe Grafik). Teil zwei überprüft das vertiefte Wissen. In jedem Teil gibt es 24 Punkte zu erreichen. Doch es gibt eine wichtige Regel: Teil eins muss zu zwei Drittel richtig sein. Es müssen dort zumindest 16 Punkte gesammelt werden. Ist das nicht der Fall, sind Schüler negativ. Egal wie viel sie im zweiten Teil gewusst haben. (Einmal abgesehen von drei speziellen Pluspunkten, die man im zweiten Teil sammeln kann.)

Im Extremfall bedeutet das, dass zwischen einem „Gut“ und einem „Nicht Genügend“ nur ein Punkt liegt. Nämlich dann, wenn ein Schüler zwar im zweiten Teil sehr viele Punkte gesammelt hat, aber im ersten nur auf 15 Punkte kommt. Das soll laut den Direktoren nicht so selten vorkommen.

Dabei sollten die Grundkompetenzen eigentlich die einfacheren Beispiele sein. Es dürfte auch nicht am Schwierigkeitsgrad liegen. Sondern an den Formulierungen und Formaten. Man muss die Beispiele genau lesen. Außerdem gibt es bei den Multiple Choice-Aufgaben, bei denen oft mehrere Teilantworten gleichzeitig richtig sind, nur dann Punkte, wenn man alle Teilantworten richtig hat. Ansonsten geht man leer aus.

Die Maturanten, die heute zur Mathematikmatura antreten, haben sich daran hoffentlich bereits in den Vorjahren gewöhnt.

AUF EINEN BLICK

Heute, Mittwoch, findet die Zentralmatura in Mathematik statt. Am Donnerstag folgt die Italienisch-Prüfung, am Freitag stehen Latein und Griechisch auf dem Programm. Insgesamt werden (und wurden) elf Fächer geprüft. Die Zentralmatura absolvieren in diesem Jahr fast 46.000 Schüler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2017)

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