Wirtschaft klagt: Junge können nicht rechnen

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Wiens Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank präsentiert eine Studie.

WIEN (APA). 54 Prozent der Unternehmer in Wien sind kaum oder gar nicht zufrieden mit den rechnerischen Kenntnissen jener Jugendlichen, die sich als Lehrlinge bewerben. Dieses Ergebnis einer Umfrage unter 300 Unternehmern aller Branchen hat die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Brigitte Jank, am Freitag präsentiert.

Johann Burgstaller, Tischler mit sieben Mitarbeitern, ergänzte: Viele Lehrlinge würden einfachste Kopfrechnungen nicht mehr bewältigen können. Man müsse „schon fast Idealist“ sein, sich um diese jungen Menschen zu kümmern. Insgesamt sind die Wiener Betriebe laut der vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) durchgeführten Studie zunehmend unzufrieden mit ihren potenziellen Nachwuchskräften: Zwei von drei (68 Prozent) klagen darüber, bei der Suche nach ausreichend qualifizierten Lehrlingen Schwierigkeiten zu haben. Laut Kammerpräsidentin Jank würden immer mehr Grundschulabgänger nur noch geringe Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen.

Nach Mathematikdefiziten sehen Wirtschaftstreibende Schwächen im sprachlichen Ausdrucksvermögen und logischen Denken (je 35 Prozent) sowie im technischen Verständnis (33 Prozent).

Strabag-Ausbildungschef Thomas Huber berichtete, 2008 hätten von 101Lehrlingen, die zu einem Aufnahmetest eingeladen waren, nur zwölf Prozent die Mindestpunkteanzahl erreicht, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Im Vorjahr fiel die Bilanz noch schlechter aus: Von 104 Bewerbern erreichten lediglich neun Prozent das nötige Ergebnis.

Jank lädt Experten ein

Jank sucht nun Wege, die Mängel zu beheben. Um diese zu erarbeiten, hat die Kammerpräsidentin internationale Bildungsexperten wie den dänischen Universitätsprofessor Hans Henrik Knoop zu einem Dialog eingeladen.

Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl reagierte wenig später auf die Präsentation. Sie sieht in den Ergebnissen einen Auftrag, das Angebot an Ganztagsschulen auszubauen. Und bei der von der SPÖ initiierten Volksabstimmung entsprechend abzustimmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2010)

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