„Nach Orkan“: Das Militärgymnasium bleibt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Gymnasium in Wiener Neustadt sollte mit Ende des Schuljahres seine Pforten schließen.

Wiener Neustadt. Welche Maßnahmen sind für die türkis-blaue Regierung prioritär und werden schon bei der ersten gemeinsamen Klausur beschlossen? Auf diese Frage hat es vergangene Woche eine überraschende Antwort gegeben. Als eines der ersten Vorhaben wurde der Erhalt des Militärgymnasiums in Wiener Neustadt präsentiert. Eine wenig breitenwirksame, aber brisante Maßnahme.

Schon lange wird auf höchster politischer Ebene über das 1965 gegründete Militärgymnasium an der Theresianischen Militärakademie diskutiert. Das öffentliche Oberstufenrealgymnasium mit vormilitärischer Ausbildung sollte eigentlich den Sparplänen des Ex-Verteidigungsministers Gerald Klug (SPÖ) zum Opfer fallen. Nach Protesten hat sich die rot-schwarze Koalition Ende 2014 jedoch darauf geeinigt, dass die Schule doch noch für die damals bestehenden vier Jahrgänge erhalten bleiben soll. Damit sollten das Gymnasium mit Ende des laufenden Schuljahres für immer seine Pforten schließen.

Dieses Vorhaben hat die neue Regierung nun gestoppt. Schon im Koalitionspakt war vom „Erhalt des Militärgymnasiums“, an dem die Schüler übrigens Uniform tragen, die Rede. Das wurde bei der Regierungsklausur konkretisiert. Ab nächstem Schuljahr soll der Betrieb als Sofortmaßnahme zumindest mit einer Klasse weitergeführt werden. Langfristig will man mit dem Innenministerium kooperieren und einen „fundierten Ausbildungszweig für den Sicherheitssektor“ schaffen. Es könnte künftig vermehrt Nachwuchs für die Polizei oder für Sicherheitsfirmen angesprochen werden. Derzeit schlagen Absolventen häufig eine Miliz- oder Berufskarriere beim Heer ein.

Nahende Landtagswahl kein Zufall

Dass der Erhalt der Wiener Neustädter Schule ausgerechnet wenige Wochen vor der niederösterreichischen Landtagswahl verkündet wird, ist wohl ebenso wenig ein Zufall, wie der gute Draht so mancher türkiser oder blauer Politiker zur Schule. Der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer ist wie auch Justizminister Josef Moser, der auf einem ÖVP-Ticket sitzt, ein Absolvent des Militärgymnasiums. Das dürfte kein Nachteil gewesen sein.

Die kurzfristige Planänderung freut die Schulleitung des Militärgymnasiums natürlich. Sie erfordert aber auch Improvisation: „Jeder Tag zählt, wenn es um Planungen für das kommende Schuljahr geht“, wird Direktor Werner Sulzgruber in einem Pressestatement zitiert. Die Schule in der heutigen Form weiterzuführen, wäre auch aus seiner Sicht „ein Schritt in die falsche Richtung“. Es brauche Veränderungen – oder wie es der Direktor formuliert: „Es gilt aus meiner Sicht als Kapitän, unser schwankendes Schiff – das in den letzten Jahren viele Unwetter, teils Orkane, hat aushalten müssen und Schaden erlitten hat – mit seiner Mannschaft in den sicheren Hafen zu bringen.“ In der Werft müsse nun eine Analyse erfolgen und die „Schadstellen sorgfältig runderneuert werden.“

Dazu könnte ein neuer Standort zählen. Die Schulräumlichkeiten habe sich nämlich die Militärakademie schon gesichert. In der Nähe dieser soll die Schule aber bleiben. Das spricht für Wiener Neustadt. (j. n./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)

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